Forum am Rathaus: Richtfest ist im Herbst geplant
Viele Gäste bei der Grundsteinlegung für den Neubau im Ortszentrum von Seeheim
SEEHEIM-JUGENHEIM, März 2023 (tt), Es ist bemerkenswert, wie viel Interesse eine unspektakuläre Baugrube auf sich ziehen kann: doch der Neubau des „Forums am Rathaus“ im Seeheimer Zentrum ist nicht irgendein Projekt. Rund sechs Jahre und viele Diskussionen nach der Schließung der maroden Sporthalle soll im Ortsmittelpunkt ein modernes Gebäudeensemble mit Kapazitäten für Sport, Kultur und Gesellschaft entstehen, in das auch eine Media-thek sowie ein Verwaltungstrakt integriert wird.
Nach langen Planungsrunden, Änderungen und einer intensiven politischen Entscheidungsfindung haben mit dem 1. Spatenstich Mitte Juli 2022 die sichtbaren Arbeiten am neuen Forum mit dem Rückbau des alten Baukörpers begonnen. Am 10. Februar fand die öffentliche Grundsteinlegung statt. Vor zahlreichen Gästen aus Verwaltung, Vereinen und der Bürgerschaft wurde eine Zeitkapsel mit Dokumenten, aktuellen Zeitungsseiten und Urkunden durch Bürgermeis-ter Alexander Kreissl gemeinsam mit den Fraktionsvorsitzenden in der Seeheim-Jugenheimer Gemeindevertretung und dem Architekten eingemauert. Ein Päckchen Euromünzen soll der Gemeinde Reichtum und Glück bescheren. Die Arbeiten gehen planmäßig voran, wie Kreissl betonte. Mit dem Richtfest rechnet die Gemeinde im vierten Quartal dieses Jahres.
„Wir schaffen hier einen neuen Ort des Austauschs und des gesellschaftlichen Miteinanders“, so der Rathauschef. Um den weiteren Bauprozess nicht unnötig zu verzögern, wurde der symbolische Akt an den Rand der Baumaßnahme verlegt. Die Abrissarbeiten erfolgten im angesetzten Zeit- und Kostenrahmen, sämtliche Materialien seien fachgerecht ausgebaut und entsorgt worden. Die Schadstoffsanierung sei von einem Fachgutachter und einem Gesundheitskoordinator begleitet worden, heißt es aus dem Rathaus. Und auch die Rohbaumaßnahmen konnten zeitplangerecht beginnen, so Kreissl weiter: „Die Baustelle ist in einwandfreiem Zustand!“ Das künftige Forum ist multifunktional gestaltet und biete maximale Nutzungsvielfalt in einer „dörflichen“ Anordnung, die sich durch einen neu entstehenden Dreiseitenhof harmonisch in die Umgebung einfügen soll. Gleichzeitig nimmt die Bauform mit den Satteldächern den Bestand im alten Ortskern auf.
Zusammen mit dem benachbarten Rathaus und den Freiflächen ist ein stimmiges und homogenes Gesamtbild geplant, das traditionelle Baukultur mit einer transparenten architektonischen Ästhetik vereinen soll. Generalplaner sind Loewer + Partner Architekten aus Darmstadt. Das Büro konnte vor dem Auswahlgremium in Seeheim mit ihrer Konzeptidee überzeugen. Die Idee einer klassischen Halle konnte sich am Ende nicht durchsetzen. Der Komplex umfasst drei unterschiedlich große Gebäudeteile, die durch ein gemeinsames Foyer miteinander verbunden sind. Eine große Halle für Sport- und Kulturveranstaltungen ist räumlich variabel nutzbar, der mittelgroße Gebäudeteil ist für die Gemeindeverwaltung vorgesehen und ist mit Büroräumen sowie dem neuen Zentralarchiv belegt. Im kleinsten der drei Gebäudeteile findet die Mediathek Unterkunft, die die bisherigen Gemeindebüchereien zusammenführen soll, wie ein Blick auf die Planung verrät. Das Gebäudeensemble soll durch ein abgestimmtes Energiekonzept die Vorgaben für ein Effizienzgebäude der Stufe 40 erfüllen. Etwa 90 Prozent der Baugrube stammen vom Altbestand.
Ende 2016 musste die Sport- und Kulturhalle in Seeheim geschlossen werden. Aufgrund einer undichten Stelle im Dachbereich war es zu einem größeren Wasserschaden gekommen, eine Reparatur der Mängel hatte sich als unwirtschaftlich heraus gestellt. Durch die Sperrung und den späteren Abriss wurden die lokalen Sportvereine kalt erwischt – sie mussten auf andere Hallen ausweichen. An einem Runden Tisch nahmen neben Parteien, Interessengruppen, der Gemeindeverwaltung sowie sachkundiger Bürger auch die Vereine Platz. In diesem Gremium ging es darum, die konkreten Anforderungen der Nutzer zu definieren und nach Möglichkeit im Bauprojekt zu berücksichtigen.
Von einer Kernsanierung bis zum Neubau wurden daraufhin mehrere Varianten diskutiert. Im Frühjahr 2018 hatte sich die Gemeindevertretung für eine „Mittellösung light“ ausgesprochen, die eine Vergrößerung der Halle mit einem Sitzungssaal für die Gemeindevertretung und einer zentralen Gemeindebibliothek vorsah. Das Votum wurde allerdings aufgrund zurückgenommen. Die Gemeindevertretung gab der „Maximallösung 3G“ den Vorzug, um zusätzlich Raum für Büros und ein neues zentrales Archiv zu schaffen. Im September 2021 wurden die Planungen um ein neues Energiekonzept erweitert. Diesen Beschluss hat das Parlament im Februar 2022 einstimmig bestätigt. Das neue Forum kommt im Vergleich zum alten, deutlich kleineren Gebäude mit 150 kW Wärmeerzeugungsleistung aus. Das macht rund 80 Prozent weniger Leistungsbedarf als zuvor. Zudem werden zukünftig die Heizkosten der Büroräume im Sparkassengebäude gespart. Für die Gemeinde sei diese Entscheidung auch vor dem Hintergrund der aktuellen Energiekrise die richtige Entscheidung.
Die Baukostenobergrenze für den Generalplaner und Projektsteuerer in Höhe von 17 Millionen Euro konnte aber nicht eingehalten werden. Das Investitionsvolumen wurde zwischenzeitlich auf 24,8 Millionen Euro aufgestockt. In punkto Landeszuschüsse ging Seeheim leer aus, mit Fördermitteln rechnet man aktuell nicht. Zumal das Bundeswirtschaftsministerium auch die Förderung energetischen Bauens eingestellt hat. Damit ist das Forum das aufwändigste Neubauprojekt der Gemeinde seit Dekaden. Hinzu kommt die andauernde wirtschaftliche Dynamik, die sich auch auf die Baukosten auswirken könnte. Ob die verbuddelten Euromünzen der Kommune tatsächlich den erhofften warmen Regen bescheren werden, bleibt abzuwarten. Freuen würde man sich in Seeheim-Jugenheim durchaus.