Bensheim, Sport

Sprünge mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, zum Teil mit Rampe, sind auf der anspruchsvollen Strecke des „Fuchstrail“ eingebaut. Hier zeigt Bastian Waßmer einen gekonnten Sprung. Foto: soe
17. September 2021 

Fuchstrail: Szene in Bewegung

Legale Mountainbike-Strecke bei Hochstädten

BENSHEIM-HOCHSTÄDTEN, September 2021 (tt), Es waren drei Jahre Vorarbeit. Nach unzähligen Gesprächen mit der Unteren Naturschutzbehörde, mit dem damaligen Bürgermeister, mit Umweltschützern und den Vertretern von Hessen Forst wurde im Mai 2017 die erste legale Mountainbike-Downhillstrecke in Bensheim eröffnet. Ein reiner Vereinskurs mit zwei Trails von unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad. Seither sind die Abfahrten in einem Waldstück bei Hochstädten ein Magnet für die Szene.

Als eigenständige Abteilung unter dem Dach des Rad-Touristik-Clubs Bergstraße/Odenwald hat sich die Initiative seither enorm weiter entwickelt. Aktuell sind rund 800 Mitglieder dem Verein angeschlossen. Ein enormer Run, wie Vorstandsmitglied Meik Schäfer betont. Allein im vergangenen Jahr kamen fast 300 neue hinzu. Überraschend sei dies kaum, so der Biker. Denn der Sport erlebt seit Jahren einen massiven Boom. Ein bundesweiter Trend, der an der Bergstraße noch dynamischer ausfällt. Allein die Wachstumszahlen des Vereins verdeutlichen, dass es dringend ein zusätzliches Angebot geben müsse, so Schäfer, der auch auf jene Biker verweist, die nicht im Verein aktiv sind. „Wir sind an der Bergstraße ein Hot-Spot der Szene. Aber mit nur einem Hügel.“ Einem legalen, wohlgemerkt.

Mehr Mountainbiker bedeute mehr Bedarf. In der Region gebe es aber zu wenige Möglichkeiten, um legal unterwegs zu sein. An der Hochstädter Ludwigshöhe ist das kein Problem. Wer Mitglied ist, darf rollen und springen. Das ist allein aus Haftungsgründen Pflicht, so Schäfer. Der Start der beiden Strecken ist an der Zeppelinhütte. Der blau markierte Flowtrail ist auch für Anfänger geeignet. Der rote Fuchstrail ist schneller, schwieriger und mit teils hohen Sprüngen garniert – also mehr etwas für versierte Biker.

Mit ihrer vereinseigenen Strecke wollen die MTB-Cracks nicht nur Gleichgesinnten ein tolles Erlebnis bieten, sondern auch ein positives Modell in der Öffentlichkeit präsentieren, wie man möglichst viele Interessen im Wald unter einen Hut bringen kann. Die Szene sei in den vergangenen Jahren erheblich größer und facettenreicher geworden, betont das Gründungsmitglied aus Auerbach. Wo es keine definierten legalen Passagen gebe, wüchsen früher oder später wilde Abfahrten aus dem Boden. Wie am Melibokus. Und wie früher auch in Hochstädten: Denn auch der Fuchstrail hat als Biker-Outlaw ganz klein angefangen – allerdings im Gegensatz zum Melibokus nicht in einem geschützten Gebiet.

Es komme jetzt darauf an, dass man anspruchsvolle Mountainbike-Pfade an geeigneter Stelle als legale Angebote baut und als allgemein zugängliches Trailnetz unter öffentlicher Trägerschaft verzahnt. Entsprechende Gespräche mit der Stadt Bensheim, mit dem Forst und dem Geo-Naturpark laufen seit gut zwei Jahren, berichtet Schäfer, der das vorhandene Angebot des Geoparks als für seine Zielgruppe uninteressant bezeichnet. Statt Schotterwege benötige man sogenannte Single Trails, also schmale Pfade durch möglichst hügeliges Gelände.

Man wolle die Stadt als Partner und Unterstützer gewinnen, um ein begehrtes Freizeitangebot auszubauen und so gleichzeitig die Tendenz zu illegalen Trails zu reduzieren. Auch auf die örtliche Gastronomie, den Tourismus und nicht zuletzt auf den Naturschutz – ein sensibles Thema im Forst – hätte das laut Schäfer fast nur positive Auswirkungen. Der Verein sieht sich in diesem Diskurs als Sprachrohr nicht nur seiner Mitglieder, sondern für die Szene im gesamten Kreisgebiet. Seit September 2019 gehören auch die Dirtbiker der Zwingenberger Bembelbahn zur Fuchstrail-Familie, die auch vier Jahre nach der Eröffnung ihrer Trails nicht stehen bleiben möchte.

Am Hochstädter Haus ist eine Reinigungsstation für Bikes geplant. Die Privilegierte Schützengesellschaft Auerbach stellt auf Wunsch ihr Vereinshaus zur Verfügung. Am Fuchstrail selbst ist ein kleiner Platz mit Übungselementen vorgesehen. Auch die Zusammenarbeit mit der Freiwilligen Feuerwehr Auerbach verlaufe sehr harmonisch, so Meik Schäfer. Extra für die Trails wurde ein Sonderalarmplan ausgearbeitet. In den letzten Jahren kam es immer wieder zu Unfällen, bei denen eine gute Rettungslogistik entscheidend ist. Am Hochstädter Haus wurde ein Rettungspunkt eingerichtet. „Wir werden das im Dialog mit den Feuerwehren kontinuierlich verbessern“, so Schäfer. Regelmäßig inspiziere man die Stellen, an denen die Stürze stattfinden, um mögliche Sicherheitsrisiken zu identifizieren und zu entfernen. Bislang herrschte im Verein Einigkeit, dass die betreffenden Abschnitte sehr sicher gebaut worden seien. Es liege bei diesem Sport, wie bei vielen anderen auch, im Ermessen des Einzelnen, ob und wie viel Risiko man eingehen möchte. Man weise außerdem klar darauf hin, dass neben einem Vollvisierhelm auch Rücken- und Brustprotektoren, Knie- und Ellenbogenschützer sinnvoll sind. Meik Schäfer betont: echte „Füchse“ wissen das.