Alsbach-Hähnlein

Der ehemalige Bürgermeister von Alsbach-Hähnlein Georg Rausch genießt seinen Ruhestand und widmet sich zahlreichen Aktivitäten in Vereinen und im Privatleben. Ganz neu entdeckt haben Georg Rausch und seine Frau das Imkern. Foto: soe
18. Dezember 2020 

„Ich war gerne Bürgermeister“

Interview mit dem ehemaligen Alsbach-Hähnleiner Rathauschef Georg Rausch

ALSBACH-HÄHNLEIN, Dezember 2020 (erh), Zwölf Jahre lang war Georg Rausch Bürgermeister von Alsbach-Hähnlein, im Sommer 2019 ging der heute 68-Jährige in den Ruhestand. Ins Gemeindeleben bringt sich Rausch nach wie vor auf unterschiedliche Weise ein.

Vor kurzem bekam er die Ehrenmitgliedschaft der Behinderten- und Rehabilitationssportgemeinschaft Alsbach-Hähnlein verliehen. Mit Georg Rausch sprachen wir über seinen Ruhestand und sein ehrenamtliches Engagement.

MR: Herr Rausch, wie lange haben Sie gebraucht, um sich nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben im Ruhestand einzurichten?
Georg Rausch: Ich war ja gerne Bürgermeister. Von daher war der Wechsel in den Ruhestand von einem auf den anderen Tag schon nicht so leicht und es hat einige Monate gedauert, bis ich mich darin eingerichtet hatte. Inzwischen kann ich ihn genießen, freue mich, dass ich über meine Zeit frei verfügen und sagen kann „das mache ich jetzt und das nicht“.
MR: Haben Sie Dinge, die Sie sich für den Ruhestand vorgenommen haben, schon umgesetzt?
Georg Rausch: Die Aufgaben, die mir meine Frau schon vor Eintritt in den Ruhestand auf einer Liste aufgeschrieben hatte, habe ich bereits ganz gut abgearbeitet. Leider nicht umsetzbar war ein geplanter, längerer Aufenthalt bei unserer Tochter in Neuseeland nach der Geburt unseres Enkels. Hier hat uns Corona ausgebremst. Leo ist jetzt schon neun Monate alt und wir kennen ihn bislang nur über Skype und kleine Filmclips und haben ihn noch nicht selbst im Arm halten können. Das ist wirklich ein Jammer.
MR: Sind es die „alten“ Hobbys, denen Sie sich nun verstärkt widmen oder haben Sie in den vergangenen Monaten eine neue Passion entdeckt?
Georg Rausch: Sowohl als auch. Ich spiele wieder häufiger Tennis, laufe regelmäßig zum Melibokus, treffe mich öfter mit Freunden und habe wieder mehr Zeit zum handwerklichen Arbeiten in meiner Werkstatt. Neu entdeckt haben meine Frau und ich das Imkern. Wir haben einen Imkerpaten, der uns anlernt, unsere zwei Bienenvölker zu versorgen. Das ist eine richtig spannende Aufgabe. Im ersten Jahr haben wir schon 19 kg Honig geschleudert, was unsere Erwartungen weit übertroffen hat. Außerdem habe ich im Frühjahr einen Hühnerstall mit Freigehege gebaut und damit einen lange gehegten Wunsch meiner Frau erfüllt. Zusammen mit den Nachbarn versorgen wir zur Freude der Enkel und Nachbarskinder jetzt fünf Hühner, und es macht Spaß, jeden Tag die frischen Eier aus den Nestern zu holen.
MR: Was ist derzeit Ihr größtes Ruhestandsprojekt?
Georg Rausch: Zurzeit bin ich mit zwei Projekten stark beschäftigt. Zum einen mit der Organisation der sportlichen Angebote des Turnvereins, die ständig an neue Verordnungen durch Corona angepasst werden müssen.
Und zum anderen mit den Vorbereitungen für die Kommunalwahl am 14. März 2021 für meine Partei, die IUHAS, die dort mit einer starken Liste und wichtigen Zielen für die nächsten fünf Jahre antreten wird. In beiden Projekten arbeite ich sehr gerne, weil die Zusammenarbeit in guter Teamarbeit erfolgt und die Aufgaben auf mehrere Schultern verteilt werden können.
MR: Sie sind Vorsitzender des TV Alsbach sowie im Vorstand des Fördervereins Lernort Natur aktiv, was ist der Antrieb für Ihr ehrenamtliches Engagement in diesen Bereichen?
Georg Rausch: Für mich sind Vereine, Kirchen und ehrenamtliche Organisationen und Projekte der „Kit“ unserer dörflichen Gemeinschaft. Das wurde mir von meiner Familie schon so mitgegeben und ich habe mich selbstverständlich ehrenamtlich engagiert. Die Gründung des Vereins „Lernort Natur“ habe ich organisiert, weil ich das Gelände mit dem „Dietzel-Häuschen“ in der Hähnleiner Flur unbedingt für Kindergärten und Schulen erhalten und zugänglich machen wollte. Ich halte mich gerne dort auf, weil es ein Ort ist, wo ich mich wohl fühle und zur Ruhe komme. Der TV Alsbach war der erste Verein, in den unsere Familie in Alsbach-Hähnlein eingetreten ist und über den wir in unserem neuen Wohnort Kontakte knüpfen konnten. Es war schwer für diesen größten Verein unserer Gemeinde, den freiwerdenden Vorstandsposten neu zu besetzen. So kam man mehrfach auf mich zu mit der humorvollen Einladung, dass es mir doch auch helfen könnte nach dem Abschied vom Bürgermeisteramt „nicht in ein Loch zu fallen“. Ich habe die Aufforderung angenommen, um dem Verein auch etwas zurück zu geben und habe es bisher nicht bereut.
MR: Seit Oktober sind Sie außerdem Vorsitzender der Iuhas (Initiative Umweltschutz Hähnlein Alsbach Sandwiese), was hat Sie bewogen, dieses Amt zu übernehmen?
Georg Rausch: Die bisherige Vorsitzende, Petra Nachbauer, stand aus privaten und beruflichen Gründen nicht mehr zur Verfügung. Erfreulicherweise konnten wir für die IUHAS junge Leute gewinnen, die bereit sind, sich kommunalpolitisch zu engagieren. Aber sie sind als junge Mitglieder beruflich und familiär in der Aufbauphase und haben einfach nicht noch zusätzlich Kapazitäten, sich als Vorsitzende einzubringen. Für mich als Pensionär ist das leichter möglich und ich kann anderen für ihre politische Arbeit in den gemeindliche Gremien, die ich selbst nicht mehr machen werde, den Rücken frei halten. Eine gute Präsenz und politische Arbeit der IUHAS-Fraktion ist mir ein großes Anliegen.
MR: Gibt es Geschehnisse aus Ihrer Zeit als Bürgermeister, die Sie heute noch beschäftigen?
Georg Rausch: Es sind vor allem die Projekte, die in meiner Zeit als Bürgermeister angestoßen und beschlossen wurden, die ich aber nicht mehr selbst zum Abschluss bringen konnte. Das sind z.B. der Erpelpark in Alsbach, die Gestaltung des Marktplatzes in Hähnlein, der Kindergartenneubau in Hähnlein und Vieles mehr. Hier bin ich mit Interesse dabei, verfolge wie es weiter geht und freue mich, wenn die Projekte gut zum Abschluss gebracht werden.
MR: Hat Sie das Amt des Bürgermeisters persönlich verändert?
Georg Rausch: Jede neue Erfahrung hat Auswirkungen auf unsere Persönlichkeit und als Bürgermeister wird man mit jeder Menge neuer Erfahrungen konfrontiert. Deshalb hat mich das Amt persönlich schon sehr stark geprägt. Ich habe noch deutlicher gelernt, mit Kritik zu leben, denn jedem kann man es nicht recht machen und Energie zu schöpfen aus dem, was gut läuft. Und das ist immer eine ganze Menge. Aber im Grunde bin ich der Alte geblieben, der gerne unter Menschen ist und sich einsetzen möchte, für das was ihm wichtig ist.
MR: Wie blicken Sie als ehemaliger Bürgermeister und Entscheidungsträger auf die Herausforderungen der Corona-Krise?
Georg Rausch: Für die Entscheidungsträger von der kommunalen Ebene bis hin zur Bundesregierung habe ich größten Respekt. Die zusätzlichen Aufgaben sind gigantisch und deren Bewältigung und Lösung extrem schwierig. Ich bin dankbar, hier nicht mehr in der Verantwortung zu sein und Entscheidungen treffen und vertreten zu müssen. In der Krise zeigt sich aber auch eine große Solidarität und Hilfsbereitschaft, auch bei uns im Ort. Das zu erleben tut gut und erfüllt mich mit Dankbarkeit den vielen Helfern gegenüber.
MR: Was wünschen Sie sich für die Zukunft für Alsbach-Hähnlein?
Georg Rausch: Dass es weiterhin Menschen gibt, die aktiv das Zusammenleben in unserer Dorfgemeinschaft mitgestalten, die dazu beitragen, dass Menschen sich treffen können und in Kontakt kommen, dass sie Hilfe erhalten, wenn sie gebraucht wird, dass sie gemeinsam ihre Hobbies pflegen und zusammen feiern können und sich einfach hier wohlfühlen. Dass die Alsbach-Hähnleiner es schätzen, in einer so schönen Ecke unseres Landes zu wohnen und alles dafür tun, dies für unsere Kinder zu erhalten.