Alsbach-Hähnlein

Hochkonzentriert wird das Öl in den Kolben geschüttet. Foto: Eva M. Wicht
13. April 2023 

Jungforscher mit viel Spaß am Experimentieren

Naturwissenschaften für Einsteiger in der Alsbacher Kita Arche Noah

ALSBACH-HÄHNLEIN, April 2023 (tt), Rapsöl und Brausetabletten. Okay, das riecht nach Pommes zum Hauptgang mit einem vitaminreichen Sprudeldrink zum Nachtisch. Doch weit gefehlt. Was an diesem Vormittag in der Evangelischen Kindertagesstätte und Krippe Arche Noah auf den Tischen steht, hat mit dem Mittagessen nichts zu tun. Im Übrigen ist die Verpflegung dort ohnehin weitaus gesünder.

Doch gehaltvoll war dieses besondere Menü allemal. Denn es ging um naturwissenschaftliche Phänomene. Zu komplex für die Kita? Nicht, wenn man die Sache richtig anpackt. Und genau das ist gelungen in der „Forscherecke“ der Einrichtung, wo die Kinder im letzten Jahr vor dem Übergang in die Grundschule mit viel Interesse und Lust am Experimentieren selbst Hand angelegt haben. Zu Gast war Silvia Schäfer, die für die Gesellschaft für Umweltbildung Baden-Württemberg (GUB) tätig ist. Sie ist Mutter von drei Kindern und Biologin und bringt damit ideale Voraussetzungen mit, um junge Menschen die einfachen, aber wirkungsvollen Versuche näher zu bringen und so die Neugier zu schüren.

Jona und Mateo, Karlie und Vivienne und all die anderen Jungen und Mädchen hatten nicht nur viel Zeit, um Dinge selbstständig – aber immer unter Aufsicht – auszuprobieren und zu beobachten: sie durften in aller Ruhe ihre Entdeckungen in Worte fassen und mit den anderen besprechen. Silvia Schäfer bot den Gruppen genügend Freiräume, um Zusammenhängen mutig auf den Grund zu gehen und die Effekte vor sich, auch das gehört dazu, nach Herzenslust zu bestaunen. Die stellvertretende Kita-Leiterin Mareike Brauer war für den konkret pädagogischen Part mit dabei. Auch sie assistierte den Kindern bei ihren völlig ungefährlichen Testreihen. Schutzbrillen und Laborkittel waren deshalb nicht nötig. Dass auf den Tischen vor allem alltägliche Gegenstände zu finden waren, hatte den Einstieg noch einfacher gemacht.

Jeder Jungforscher, darunter womöglich so mancher Nachwuchs-Nobelpreisträger, erhielt eine Flasche, deren Form an eine Glühbirne erinnerte, sowie ein paar gewöhnliche Brausetabletten und genügend Rapsöl. Zunächst wurden die Gefäße mit etwas Wasser befüllt, das Öl schwamm aufgrund seiner geringeren Dichte obenauf. Verbinden können und wollten sich die beiden Elemente naturgemäß nicht. Zwei Stoffe in einem Behälter, aber keine allzu enge Liaison. Fett- und Wassermoleküle können überhaupt nicht miteinander. Die Kita-Kids kannten das von der Salatsoße, wo Essig und Öl trotz Rühren und Mischen nicht dauerhaft beisammenbleiben. Doch die kleinen Wissenschaftler wollten sich in diese schwierige Beziehung nicht weiter einmischen. Man hat ja Anstand!

Dann wurde es richtig interessant: Silvia Schäfer verteilte Pipetten und mit Lebensmittelfarben gefärbtes Wasser. Da jedes Tröpfen in der Flasche zunächst eine dünne Ölschicht um sich hatte, vermengte es sich nicht mit dem restlichen H2O. Das bunte Wasser war schwerer und sank zu Boden. Als die Brausetabletten (Magnesium) hinzukamen, begann die Kohlensäure darin zu sprudeln und die farbigen Wassertropfen wurden aufgewirbelt. Beim Auflösen stiegen kleine Blasen nach oben, wo sie platzten und das Wasser sank wieder herunter. Ähnlich wie bei einer Lavalampe. Der Versuch lässt sich beliebig oft wiederholen, so die Biologin, was in Alsbach auch glatt befolgt wurde. Die Reaktionen der Stoffe zu beobachten, machte den Kindern eine Menge Spaß. Und ganz nebenbei wurden auch ein paar Fachbegriffe gelernt.

Doch mit Ende des Experiments war diese kurzweilige Lehrstunde noch nicht zu Ende. Beim Aufräumen wurde die sich weiterhin hartnäckig abstoßende Wasser-Öl-Collage in Behälter gefüllt und separat entsorgt. Denn im Abwasser hat so etwas nichts verloren. Auch Aspekte wie Umweltschutz, Mülltrennung und Nachhaltigkeit kommen bei den naturwissenschaftlichen Forschungsprojekten der GUB nicht zu kurz.

Kreativität und Intuition, eigenständiges Ausprobieren und gemeinschaftliches Beobachten: der Tag in Alsbach offenbarte schnell eine positive Gruppendynamik, die bis zum Ende der 40 Minuten anhielt. Das Team der Arche Noah freute sich über diesen kostenfreien Besuch der Biologin, die an diesem Vormittag noch weitere Kleingruppen im offenen Labor begrüßte und mit einigen elementaren physikalischen, chemischen und biologischen Spezialitäten vertraut machte. Übergeordnete Motivation der durch Stiftungsmittel finanzierten Gesellschaft, ist es, in Zusammenarbeit mit Erzieherinnen und Erziehern die Begeisterung für die sogenannten MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) nachhaltig zu wecken. Ein hoher Alltagsbezug soll dabei helfen.

Die gemeinnützige GUB ist seit 2004 in der Metropolregion Rhein-Neckar aktiv, aktuell werden vom Team rund 35 Kindertagesstätten betreut.
Die Kita Arche Noah versteht sich als Betreuungs- und Bildungseinrichtung, die Kinder möglichst viel Raum für eine reiche Entfaltung und Förderung ihrer Fähigkeiten bietet. Leitziel der pädagogischen Arbeit ist, dass die Kinder sich zu selbstbewussten und emanzipierten Menschen entwickeln können. Dazu gehört, dass sie Erfahrungen mit allen Sinnen machen und dabei Selbstvertrauen und Selbstständigkeit entwickeln können. Ein anregendes Umfeld soll junge Menschen dazu motivieren, sich Fähigkeiten und Wissen eigenständig wie im Team anzueignen.

Beim gemeinsamen Forschen wird die gruppenübergreifende Projekt-arbeit in der Einrichtung beispielhaft umgesetzt. Und auch die Eltern profitieren vom Forschungslabor der Kita: denn der ein oder die andere dürfte das Lavalampen-Experiment zu Hause nachgestellt haben.