Seeheim-Jugenheim

Unter der Leitung von Sebastian Laverny präsentierte das Orchester der Rheingauer Filmsymphoniker musikalisch lustige Geschichten aus dem Zoo.
02. April 2017 

Kleine Ohren staunen beim Klangzoo-Abenteuer

Komponist Sebastian Laverny und Buchautorin Heidi Leenen waren mit von der Partie bei der packenden Kinderkonzertaufführung von „Elefantenpups – Ein tierischer Geheimplan“ des „Musikforum Seeheim“

SEEHEIM-JUGENHEIM, April 2017 (pem), Kuscheliger Empfang für die Kids beim Kinderkonzert des Musikforum Seeheim. Wie cool ist das denn? Der Bühnenrand sah aus, als hätte die Plüschtier- Arche-Noah gerade angelegt! Spontan verwandelten die kleinen Konzertbesucher die liebevolle Dekoration mit Begeisterung in einen Streichelzoo. Wem so lustig zur Einstimmung das Herz geöffnet wird, dem tun sich auch die Ohren weiter auf.

Das MfS (Musikforum Seeheim) strebt danach, dem „Kulturgenießer-Nachwuchs“ ab 5 Jahren viel zu bieten. „Natürlich müssen wir dabei die Wirtschaftlichkeit außer Acht lassen,“ räumt Claudia Bathe ein, „doch der hohe Wert, den die Heranführung an die Musik für die musische Entwicklung und sensible Persönlichkeitsbereicherung für Kinder darstellt, drängt uns dazu. Wir wären glücklich, Menschen zu finden, die uns großzügig finanziell darin unterstützen, um häufiger solche Veranstaltungen bieten zu können.“

Der Musikverlag Schott verfolgt ebenfalls pädagogische Ambitionen. In der Reihe „Elefantenpups“ erscheinen Kinderbücher, deren Handlung von Komponisten in Hörbilder und akustische Szenen verwandelt werden. Als Geschichtenerzähler in Noten betätigte sich auch Sebastian Laverny, den man in Seeheim schon als Pianisten und besonders mit seinem Jazz-Quartett durch Konzerte beim MfS schätzen gelernt hat.

Die Idee war geboren, seine Ausgestaltung von Heidi Leenens „Tierischem Geheimplan“ auf die Bühne zu bringen. Als ausführendes Orchester gewann das MfS die „Rheingauer Filmsymphoniker“: „Ein semiprofessionelles Ensemble, das sich auf cineastisches Stück-Repertoire spezialisiert und deshalb offen ist für eine Mischung verschiedener Musikstile. Die Virtuosität vieler Mitglieder ist bemerkenswert, so dass dieses Konzert tatsächlich hohe künstlerische Qualität aufwies“, resümierte Claudia Bathe. Den gewaltigen Spaßfaktor schrieb bereits Heidi Leenen ins Geschehen hinein. Als Extra-Zugabe für das Seeheimer Publikum stand die Autorin bereit, Ausgaben ihres Buches zu signieren. Rainer Niersmann hauchte als Sprachgestaltungskünstler allen handelnden Bühnenfiguren Leben und Individualität ein. Als faszinierendem „Einmann-Stimm-Orchester“ gelang es ihm, die Aufmerksamkeit der Kinder zu fesseln. Es gab immer wieder eingestreute Angebote zum Mittanzen.

Ohren spitzen lohnte sich, denn es gab Erstaunliches zu erlauschen und überall lauerten die Klangüberraschungen. Mit Kostümfantasie und Kreativ-Vergnügen verwandelte sich das Orchester in einen Zoo, dessen Direktor Fröhlich niemand anders als Komponist und Dirigent Laverny sein konnte. Toncharakteristika der Instrumente korrespondieren mit Stimmen oder (mutmaßlichen) Wesenszügen der Tiere. Kontrabass-Löwe und Flöten Flamingo, Harfen-Giraffe, Percussions-Zebra und Schlagzeug- Känguruh. Alle spielten ihren Part in der Geschichte um You Mei. Nur dem Faultier ist es „pupsegal“, wie heimwehkrank das neu im Zoo angekommene Panda-Mädchen ist. Doch alle anderen schmieden einen Plan, um sie willkommen zu heißen und sie ihrer aller Freundschaft zu versichern. Das musikpädagogische Ziel der Komposition liegt in der Sensibilisierung zum differenzierten Wahrnehmen, sowie der Lauscherfahrungs- und Hörhorizonterweiterung. Spielerisch-experimentelles Ausloten der Extreme von Dynamik oder Lautstärke zwischen Wispern und Krach-Sequenzen beeindruckten stark.

Sebastian Laverny hat zugleich eine bunte Stil Collage geschaffen. Markanter Reggae, Klassik mit Reminiszenzen an Wagner und Dvorak fügen sich ineinander. Schwebender Easy-going-James-Last-Sound kontrastiert fetzigen Jazz und selbst der Marschtakt bekommt Charme und Witz! Hier lernt man auch über die Ohren zu lachen. Die ausgelassene Hochstimmung des euphorisch applaudierenden Publikums sprach dafür, dass ein Saal voll neuer Musik­liebhaber erobert worden war!