Kreativität und Spielintelligenz: Junge Kicker bleiben immer am Ball
FC Alsbach praktiziert erfolgreich modernes Trainingskonzept im Nachwuchsbereich
ALSBACH-HÄHNLEIN, August 2024 (tt), Mit einem starken 4:1 Heimsieg gegen die SKG Bickenbach hat die E-Jugend des FC Alsbach am letzten Spieltag Mitte Mai nicht nur das Spiel gedreht, sondern auch die Meisterschaft errungen und sich den Aufstieg in die Kreisliga A gesichert. Ein Tag voller Emotionen, Kampfgeist und unvergesslicher Momente, wie Eray Demir betont. Zusammen mit Sascha Wendel ist er Teil des Trainerduos, das nach zwölf langen Jahren endlich den ersehnten Aufstieg in die Kreisliga feiern darf. Im entscheidenden Spiel war unbedingt ein Sieg nötig, um die Chance auf den Aufstieg zu wahren, da andernfalls die Derby-Spielgemeinschaft JSG Seeheim-Hähnlein den Platz in der Liga eingenommen hätte.
Obwohl die Alsbacher zur Halbzeit noch mit 0:1 zurücklagen, gelang es ihnen in der zweiten Spielhälfte, das Blatt zu wenden und den Titel klar zu machen. Kein Zufall, wie der Coach betont. Denn in den letzten beiden Jahren hat der Verein das gesamte Trainingskonzept für Kinder und Jugendliche komplett überarbeitet und somit beachtliche Erfolge verbuchen können – darunter Meisterschaften und Turniererfolge in der F-Jugend sowie den Klassenerhalt der D-Jugend. „Außerdem erleben wir einen massiven Zuwachs von Anmeldungen im Juniorenbereich“, so der 21-Jährige, der seine Trainer-Lizenzen in diesem Jahr noch erweitern möchte.
Im Nachwuchsbereich läuft es gut. Die Mannschaften der C-, B- und A-Junioren spielen derzeit im Jugendförderverein (JFV) Bergstraße. Von den D- bis zu den G-Junioren (Bambini) ist der Club stabil aufgestellt. Für Eray Demir ganz klar die Folge der Neuausrichtung im Trainingsbetrieb, der nach knapp zwei Jahren bereits deutliche Erfolge zeige.
Das Schlüsselwort lautet Spielintelligenz. Dafür hat der FCA ein Konzept von Horst Wein mit dem Namen FUNino ausgesucht, das speziell im Kinder- und Jugendtraining Anwendung findet. Der Begriff ist ein Kofferwort und setzt sich aus dem englischen „Fun“ (Spaß) und dem spanischen „Niño“ (Kind) zusammen. Gespielt wird der Modus auf einem kleinen Feld mit vier Minitoren und zwei Dreier-Teams. Tore können nur innerhalb der Sechs-Meter Torschusszone erzielt werden.
Ziel ist die Verbesserung der Wahrnehmung, der Antizipation und der spielerischen Kreativität sowie die Chance einer direkten Analyse von individuellen Spielmomenten. Die Spieler lernen sehr schnell, weil Spielsituationen regelmäßig wiederkehren und alle stets am Geschehen beteiligt sind, erläutert der Trainer nach einer Einheit auf dem Sportplatz Am Hinkelstein. Es geht darum, die persönliche Technik zu verbessern und mit der Anwendung einfacher Taktiken schnellere Fortschritte und Erfolgserlebnisse zu ermöglichen. Individuelle Qualitäten und flüssiges Teamwork werden in einem Ansatz trainiert und sukzessive optimiert.
„Es gibt viele Ballaktionen in kurzer Zeit“, so Demir. Auf dem Alsbacher Kunstrasen, der auch schon in die Jahre gekommen ist, kann man die Kids bei schnellen Pässen und einem flotten Aufbauspiel beobachten. Niemand bleibt zurück wie sonst bei einem klassischen Abschlussspiel neun gegen neun, bei dem physisch schwächere oder körperlich langsamere Kinder oftmals weniger Ballkontakte haben und auf Dauer die Lust am Fußball verlieren können. Das Training ist insgesamt intensiver und enger getaktet. „Das macht den Kinder Spaß, weil man schnell viel lernt und keine langen Pausen hat.“ Die Netto-Spielzeit ist höher, und auch der Puls der Kids hat weniger Zeit, um sich nach unten zu orientieren. Mit der Konsequenz, dass die Einheiten mehr Spaß machen und körperlich effizienter sind. Es erinnert an Straßenfußball, aber mit einem klar definierten Konzept im Rücken. Laut Coach spürt man den Unterschied: es bleiben durchschnittlich mehr Kinder buchstäblich am Ball, sie zeigen mehr Motivation und eine insgesamt bessere spielerische Klasse als im konventionellen Trainingsbetrieb – wobei die moderne Art des Minifußballs längst kein Novum mehr ist.
„Wenn man diese Methode ab der F-Jugend praktiziert, erkennt man eindeutig bessere Ergebnisse“, so Eray Demir, der auch ein gesteigertes Interesse von Seiten der Eltern wahrnimmt. Durch eine stärkere Partizipation sind mehr von ihnen bereit, sich im Training zu engagieren, was wiederum der kompletten Atmosphäre im Verein zu Gute komme. Der größte Vorteil ist seiner Meinung nach, dass sich die Spielform an den körperlichen wie auch an den geistigen Fähigkeiten der zumeist noch recht jungen Akteure orientiert. Der normale Kinderfußball sei dagegen leider sehr stark am Ergebnis orientiert. Das kann dazu führen, dass einige Kinder benachteiligt sind, weil sie weniger oft angespielt oder früher ausgewechselt werden. Daher werde vielen die Chance genommen, eventuell eine erfolgreiche fußballerische Laufbahn zu starten. Denn wer nicht oder zu wenig spielt kann auch nicht von einem Scout eines Profivereins entdeckt werden, so der Trainer, der darauf achtet, dass auch bei FUNino immer wieder Variationen integriert werden, um für Abwechslung zu sorgen. Es geht dabei auch um mentale Kreativität, um das Mitdenken von Spielzügen und der situativen Anpassung an spontane Situationen durch ein taktisches Umschaltspiel in einer Sportart, wie weitaus komplexer ist als viele meinen.
Leider vergessen viele Trainer die eigenen Aufgaben, so Demir. Denn auch diese Spielform ist kein Selbstläufer, bei dem die Nachwuchskicker sich selber überlassen werden sollten. Der Coach müsse die Duelle drei gegen drei stets aufmerksam beobachten und direkt analysieren. Wenn er Schwächen erkennt, muss er diese mit sogenannten Korrekturspielen verbessern. Dass es funktioniert, beweist die E-Jugend des FC Alsbach, wo die Methode seit über drei Jahren praktiziert wird. Großer Spaß mit sechs Spielern und vier Toren. Das Feedback der Kinder nach dem Training spricht für sich. Die Optik auch: nassgeschwitzt und lächelnd.