Kriminalität: Ex-Polizist klärt auf
Bernd Timmermann ist Sicherheitsbeauftragter für Senioren in Zwingenberg
ZWINGENBERG, April 2021 (pes), Sein Ziel: Mindestens 60 Prozent der Zielgruppe zu erreichen. Bernd Timmermann ist seit März Sicherheitsberater für Senioren in Zwingenberg und Rodau.
Der Polizist im Ruhestand will ältere Menschen für kriminelle Tricks und Maschen sensibilisieren und ihnen ein besseres subjektives Sicherheitsgefühl vermitteln. Dabei agiert er als lokaler Ansprechpartner eines hessenweiten Präventionskonzepts, das exklusiv auf Vorbeugung ausgerichtet ist.
„Es geht um Information und Beratung“, betont Timmermann, der im ältesten Bergstraßenstädtchen eine Bekanntheit genießt, die mit der des berühmten „bunten Hundes“ vergleichbar ist. Im lokalen Vereinsleben ist er seit vielen Jahren tief verankert. Genau das könnte ihm bei seiner neuen ehrenamtlichen Aufgabe enorm viel nutzen. Ebenso viel wie die jahrzehntelange Berufserfahrung bei der Hessischen Polizei, wo er bis August 2020 tätig war. Zuletzt war er für die technische Betreuung der Leitstellensysteme im Polizeipräsidium Südhessen in Darmstadt zuständig. Bis 1996 war er bei der Polizeistation Pfungstadt. Er kennt den Streifendienst – und aus erster Hand auch die Stories hinter dem Notruf 110: den sogenannten Enkeltrick zum Beispiel oder die Betrugsfälle durch falsche Polizeibeamte.
Auch die Corona-Pandemie hat für neue Blüten krimineller Energie gesorgt. Als Sicherheitsberater will er Senioren und deren unmittelbares Umfeld aufklären und so davor schützen, zum Opfer zu werden. In seiner Stadt ist er als Privatperson unterwegs und frei in der Ausgestaltung seiner neuen Rolle. Sein Job ist es, kostenfrei und neutral über aktuelle kriminelle Tendenzen zu informieren. „Es geht um eine bedarfsgerechte und fachlich kompetente Beratung“, so Bernd Timmermann, der 1960 in Nordrhein-Westfalen geboren und knapp 20 Jahre später an die Bergstraße gekommen ist.
Nach seiner Pensionierung hatte er eine sinnvolle ehrenamtliche Aufgabe gesucht – und bald eine gefunden. Dass er nicht mehr 30 ist, wertet er als Vorteil, um auf Augenhöhe und ohne Distanz mit älteren Menschen kommunizieren zu können.
„SfS“ (Sicherheitsberater für Senioren) lautet das Kürzel für die Ehrenamtler, die seit 2016 hessenweit eingeführt wurden. Alle werden speziell dafür geschult, um bestimmte Verhaltensempfehlungen des Landeskriminalamts verständlich und zielgerichtet vermitteln zu können. In seinem Falle war das überflüssig. „Ich war ja sozusagen beruflich vorbelastet“, so der Zwingenberger, der auch über die aktive und passive Teilnahme am öffentlichen Straßenverkehr sowie über das sichere Verhalten im Internet aufklären will.
Als weitaus relevanter erachtet Timmermann allerdings die Betrugsformen via Telefon, die nach wie vor viele ältere Menschen betreffen. „Dabei geht es fast immer um den Missbrauch von Vertrauen“, so der langjährige Freund und Helfer, der grundsätzlich immer angefragt wird und niemals selbst initiativ wird. Das ist Teil des Konzepts.
Und Bernd Timmermann ist sicher: der Bedarf ist vorhanden. Er sieht sich dabei nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zu den ehrenamtlichen Angeboten und Institutionen außerhalb der Polizei. In Zwingenberg und Rodau will er im Rahmen von unterschiedlichsten Veranstaltungen zum Thema informieren und als Ansprechpartner zur Verfügung stehen.