Best Ager-Senioren, Zwingenberg und Rodau

Eindringlich und anhand von vielen anschaulichen Beispielen erläuterte Bernd Timmermann den SeniorInnen, wie man Betrugsversuche per Telefon und Internet erkennt und wie man sich schützen kann. Foto: soe
13. April 2023 

Kriminalität: „Sicherheitsberater für Senioren“ Bernd Timmermann klärt auf

Präventionsvortrag zum Deliktfeld „Betrug übers Telefon zum Nachteil älterer Menschen“, anlässlich der Veranstaltung „Frühlingserwachen“ des
Zwingenberger Vereins „Freude im Alter“

ZWINGENBERG, April 2023 (meli), „Oma so lieb, Oma so nett, ach wenn ich dich, meine Oma nicht hätt!“ … Ja, dieser Evergreen von Heintje aus dem Jahr 1969, ist mit Sicherheit vielen Seniorinnen und Senioren hierzulande bekannt. Ein romantisches Lied, dessen textlicher Inhalt beseelt und, kombiniert mit der glockenhellen Stimme eines Kindes, jedes lebensältere Herz ohne Wenn und Aber erweichen lässt … Auch heute noch!

Mit diesem musikalischen Einstieg hat Bernd Timmermann, Sicherheitsberater für Senioren und Seniorinnen in Zwingenberg und Rodau, seinen Präventionsvortrag über die verschiedenen Varianten des Trickbetruges am Telefon begonnen, wohl wissend, dass mit diesem Lied ein emotionales Thema die Zuhörerschaft auf hochsensibler Weise noch nähergebracht werden kann.

Auf Einladung des Zwingenberger Vereins „Freude im Alter“, referierte der im Ruhestand befindliche Polizeihauptkommissar am 09.03.2023 im Foyer der Melibokushalle in Zwingenberg über die vielfältigen und perfiden Arten des sogenannten Betruges über Telefon und zeigte zu Anfang, anhand eines Beispiels zur Thematik „Enkeltrick“, wie gewissenlose Täter ihren „emotionalen Einstieg“ am Telefon meist beginnen. Mit den Worten „Hallo Oma! Ich bin’s!“, oder „Hallo Opa! Weißt Du wer dran ist?“ wird dem angerufenen, meist lebensälteren Menschen anfänglich suggeriert, ein naher Verwandter sei am anderen Ende des Telefons dran.

Entsprechende Rückfragen des Angerufenen („Wer ist denn dran?“ oder „Wer ist denn da?“), werden von den Tätern meist so lange allgemeingültig beantwortet, bis die Angerufenen mit den „benötigten“ Informationen (z. Bsp. „Herrmann, bist Du das?“) selbst herausrücken. Ab dann können die Täter, meist auf emotionaler Ebene, das Gespräch mit dem Senior/der Seniorin fortführen und hierbei das benötigte Vertrauen aufbauen. Ziel eines solchen Gespräches ist es, ein nicht nettes „Wie geht’s Dir denn“-Gespräch zu führen, sondern schnell und zeitnah eine finanzielle Notlage vorzutäuschen, hierbei zeitlichen Druck aufzubauen, um am Ende eine nicht unerhebliche hohe Bargeldsumme zu bekommen.

Sofern sich in der Wohnung keine entsprechenden Geldbeträge befinden, wird auf die lebensälteren Menschen solange sprachlich eingewirkt, dass diese sich – meist im Taxi – zur Hausbank fahren lassen, um sich dort den vereinbarten hohen Geldbetrag für ihren Angehörigen auszahlen lassen. Dass die kriminellen Banden mit ihrem niederträchtigen Handeln trotz allem illegale Erfolge haben, zeigen bedauerlicherweise seit Jahren die täglichen Pressemeldungen der Polizei im Presseportal.

Und dabei ist das Phänomen „Enkeltrick“ nur eine von vielen unterschiedlichen Varianten des Betruges am Telefon. Mittlerweile werden im polizeilichen Jargon der Deliktsbeschreibung diese Straftaten als „WhatsApp-Betrug“, „Schockanruf“ und „Falscher Polizeibeamter“ unterschieden. Jede dieser Betrugsform hat meist die lebensältere Generation im Visier. Warum eine Beeinflussung so einfach ist, zeigen in der Psychologie aktuelle Studien, dass viele ältere Menschen über eine außergewöhnlich hohe emotionale Intelligenz (ein Begriff aus der Psychologie) verfügen. Sie messen ihren Beziehungen, insbesondere zu den Kindern und Enkelkindern einen hohen Wert bei und kümmern sich um sie, so die Psychologin Valeria Sabater.

Das Altern lässt die Menschen nach und nach erkennen, wie sich ihre körperlichen und kognitiven Fähigkeiten verringern. Sie sind nicht mehr so agil wie früher, sie leben mit Schmerzen, Gelenksteife und Wasser in den Beinen. Wenn sie mit dieser Realität konfrontiert werden, die sie nicht ändern können, wählen ältere Menschen positive Emotionen, um ihr Gleichgewicht zu wahren und Glück zu finden. Im Endeffekt sind Emotionen etwas, das kontrolliert werden kann – die körperlichen Symptome nicht immer, stellt Frau Sabater auf der Homepage Gedankenwelt fest. „Wär’s auf der Welt, so traurig und leer! Denn eine Oma, wie Dich gibt’s nie mehr!“

Ein Ansatz, den sich die Kriminellen zu Nutze machen, wenn sie am Telefon einen vermeintlichen Verwandten darstellen und auf die familiären und emotionalen Gefühle des lebensälteren Menschen massiv Einfluss nehmen. Diese Einwirkung konnten während der sehr gut besuchten Veranstaltung einige Zuhörerinnen als selbst erlebt bestätigen. Tage zuvor wurden diese angerufen, und in gleicher Weise wurde versucht, diese entsprechend zu manipulieren. Glückliche Umstände (Schwiegertochter kam zeitgleich zu Besuch) sorgten in einem Fall, dass das Gespräch beendet wurde. Im anderen Fall hat sich die Angerufene plötzlich doch noch an einen Präventionsvortrag im letzten Jahr erinnert, und daraufhin ebenfalls das Gespräch beendet.

Neben der sofortigen Gesprächsbeendigung hatte Timmermann natürlich auch weitere präventive Vorschläge für seine Zuhörerschaft parat. Diese und ausführliche Informationsmaterialien, die von der Seniorenprävention des Polizeipräsidium Südhessen eigens für solche Veranstaltungen zur Verfügung gestellt werden, wurden von den Anwesenden gerne auf- bzw. mitgenommen.

Am Ende war Bernd Timmermann sichtlich zufrieden mit dem Verlauf, denn in der Zeit, in welcher seine Zielgruppe im Foyer dem Veranstaltungsmotto Frühlingserwachen „ihr Ohr schenkten“, in dieser Zeit hatten Kriminelle keine Chance oder gar Erfolg mit ihren Anrufen … zumindest in Zwingenberg.

Zur Person: Bernd Timmermann ist Sicherheitsberater für Seniorinnen und Senioren (SfS) und betreut in dieser ehrenamtlichen Funktion eigenständig und in enger Kooperation mit dem Schutzmann vor Ort, der Polizeistation Bensheim und der Seniorenprävention des Polizeipräsidium Südhessen die Kommunen Zwingenberg und Rodau.

Die ehrenamtlichen Sicherheitsberater/-innen in Hessen fungieren dabei, so das HLKA, als „Multiplikatoren“ der Polizei und informieren die Zielgruppe der Seniorinnen und Senioren auf unterschiedlichste Weise, z. B. im Rahmen von Präventionsveranstaltungen oder Bürgersprechstunden über Themen der Kriminal- und/oder Verkehrsprävention. Durch eine frühzeitige Aufklärung über Opferrisiken und entsprechender Vorbeugungsmaßnahmen, der Entwicklung eines Gefahrenbewusstseins und der Vermittlung konkreter Handlungsempfehlungen helfen SfS dabei mit, dass Straftaten zum Nachteil älterer Menschen (SäM) reduziert und das subjektive Sicherheitsempfinden verbessert wird. Die Erreichbarkeiten von Bernd Timmermann sind auf der Internetpräsentation der Stadtverwaltung Zwingenberg hinterlegt.