Leidenschaft für Lamborghini: Ein Stier mit italienischem Blut
Angelo Caldone aus Bensheim stellt in Bickenbach einen Teil seiner Modellauto-Kollektion aus
BICKENBACH, Dezember 2023 (tt), Menschen, die am 29. April geboren wurden, gelten als niveauvoll und gesellig, gepaart mit dem für sie typisch warmherzigen Stier-Temperament. Sie werden gern als liebevoll und entschlossen charakterisiert und sollen über eine starke Willenskraft und Empathie verfügen. Und auch, wer an solch astrologischen Krimskrams nicht glaubt, der würde Angelo Caldone diese Eigenschaften kaum absprechen. Der Italiener ist aber nicht nur Stier, er sammelt sie auch: in Form der Sportwagenschmiede Lamborghini mit Sitz in Sant’Agata Bolognese.
Seit einer Begegnung mit Ferruccio Lamborghini im Jahr 1991 ist er begeisterter Fan der Marke und allem, was mit ihr zu tun hat. Damals – es war am Lago di Trasimeno in Italiens Provinz Umbrien – hat er in einer Ferienwohnung auf dem Weingut Lamborghini übernachtet.Man kam mit einem älteren Herrn ins Gespräch, der sich hinterher als der berühmte Ferruccio entpuppte. „Ich habe am 29. April Geburtstag, er am 28. Das hat gleich gepasst“, erinnert sich Angelo Caldone mit einem Lächeln auf den Lippen. Seither darf er sich als Freund der Familie bezeichnen. Eine Ehre.
Lamborghinis Witwe Maria Teresa Cane hatte ihn einmal als „Il Pazzo“ – den Verrückten – bezeichnet.
Als Lamborghini 1993 in Perugia an einem Herzinfarkt plötzlich starb, begann der Wahl-Bergsträßer zu sammeln. Das erste Objekt war der kleine Nachbau eines Miura P400. Es trägt den Namen einer spanischen Stierzüchterdynastie. Das Modell wurde ab 1966 gebaut. Ein italienischer Schönling mit Eleganz, Rasse und Kurven. „Mein absolutes Lieblingsauto!“ Selbst hat er nie einen Lamborghini besessen. Er fährt lieber kompakte Japaner. Die sind praktischer, billiger und bequemer, betont Caldone, der aktuell einen Großteil seiner Sammlung in Bickenbach ausstellt. Im Museum im Kolbschen Haus ist rund ein Drittel seiner Gesamtkollektion zu sehen. Die Präsentation dauert bis zum 28. April, der Eintritt ist frei. Die Exponate praktisch unbezahlbar.
Je mehr er in die Biografie des Automobilbauers eingedrungen ist, desto mehr war er fasziniert vom Lebensweg des Mannes, der vom Weinbauernsohn zur Legende aufgestiegen ist. Nach dem Krieg kaufte er alte Militärfahrzeuge und baute sie zu traktorenähnlichen Fahrzeugen um, die im Nachkriegs-Italien dringend benötigt wurden. Aus dem 1949 in Cento (Emilia-Romagna) gegründeten Unternehmen namens Lamborghini Trattori wurde später die klangvolle Sportwagen-Manufaktur.
Auch mit seinem Weingut ging Lamborghini seinen eigenen Weg: er verschnitt klassische Sorten des Bordeaux mit typisch italienischen Rebsorten aus der Region Umbrien. Angelo Caldone schwärmt von den kräftigen Roten und ist im Besitz der einzigen Fünf-Liter-Weinflasche, die auf dem Weingut abgefüllt wurde. Die Sangue di Miura Kollektion erinnert an die Präsentation des Modells. Nur ein gutes Stück von über 5000 Objekten, die er in seinem 85 Quadratmeter großen Keller archiviert. Zwischen unzähligen Modellen finden sich Schlüsselanhänger, Golfbälle, Stierbüsten, Aschenbecher oder Grappaflaschen. Dazu gesellen sich viele Unikate: Modellbauten in Spezialschatullen, die der gelernte Autolackierer selbst gefertigt hat. Oder alte Plakate mit Signaturen von Lamborghini und anderen Größen der Szene. „Es kommen immer wieder neue Dinge dazu“, so der Mann mit dem sympathischen Lächeln, der nahe Bari in der süditalienischen Region Apulien geboren ist. Auf dem Absatz des Stiefels.
Als Lamborghinis bekanntestes Modell gilt der Countach, der von 1971 bis 1989 produziert wurde. Der Italiener betont, wie der Name richtig ausgesprochen wird: nämlich nicht im englischen Sound, sondern so ähnlich wie „Kungtatsch“. Der Name geht wohl auf einen Ausdruck aus dem Piemontesischen Dialekt zurück und steht demnach für einen Ausruf des Erstaunens und der Bewunderung. Ein Mitarbeiter aus der Branche soll dies geäußert haben, als er die Sportwagenstudie zum ersten Mal sah. So die Legende.
Zu den Kostbarkeiten seiner Sammlung gehört seit 2018 auch eine Karosseriestudie des Countach, wie sie in groß auch vor dem Museum in Sant’ Agata Bolognese steht. Doch um die wichtigsten Sportwagen vom ersten Serienautomobil Lamborghinis, dem 350 GT von 1964, bis zu den späteren Modellen zu erleben, muss man nicht nach Italien reisen. In Bickenbach sind die bedeutendsten Meilensteine der Unternehmensgeschichte hautnah – nur etwas kleiner – zu besichtigen. Im Gespräch mit dem Sammler erfährt man außerdem hochinteressante Details und Anekdoten rund um die Faszination Lamborghini. Ein ganzes Lebenswerk in einer Ausstellung.
Auch an die jungen Gäste hat Angelo Caldone gedacht. Kinder können sich beim Ausmalen von Lamborghinis ihren eigenen Traumwagen gestalten. Und weil die Ausstellung am 28. April endet, wünscht sich der Macher ein standesgemäßes Finale am Tag vor seinem Geburtstag. Für den Herr der Stiere wäre es die Krönung, wenn am letzten Tag einige echte Lamborghinis in Originalgröße vor dem Haus parken würden. Ob sich das erfüllen wird, bleibt abzuwarten. Über die einschlägigen Kontakte in die Arena verfügt der Sammler auf jeden Fall.