Museale Manpower für ein lebendiges Kulturdenkmal
Landesehrenbriefe für drei Männer aus Alsbach-Hähnleiner Vorstandsteam
ALSBACH-HÄHNLEIN, Juni 2024 (tt), Früher hat dort die diakonische „Knaben-Rettungsanstalt“ junge Männer vor dem Elend bewahrt. Heute beherbergt das Kulturdenkmal im Dorfmittelpunkt von Hähnlein ein lebendiges Heimatmuseum, das sich auf das Alltags- und Arbeitsleben der vergangenen Jahrhunderte konzentriert. Immer wieder schafft es der Museumsverein Alsbach-Hähnlein, gesellschaftlichen Wandel anhand plastischen Ausstellungen greifbar und verstehbar zu machen. Doch es braucht laufstarke Motoren, um die kreative Dynamik des Hauses aufrecht zu erhalten.
Dass der Museumsverein ein glänzendes Juwel ist, wollte an diesem besonderen Tag natürlich niemand bestreiten. Dass man es gelegentlich polieren muss, um seine Strahlkraft zu erhalten, war gleichsam der Anlass des Termins. Durchgesickert war nichts, doch die betreffenden Akteure haben „den Braten dann doch gerochen“, wie Landrat Klaus Peter Schellhaas kommentierte. Klar war nur, dass es eine Ehrung geben würde – Namen wurden im Vorfeld aber nicht genannt.
Die kleine Feierstunde war letztlich der gesellige Anlass, um drei Gründungs- und Vorstandsmitgliedern des Vereins den Ehrenbrief des Landes Hessen zu verleihen. Die höchste Auszeichnung, die das Land für ehrenamtliches Engagement zu vergeben hat. Gewürdigt wurden der Vorsitzende Konrad Hoppe, der zweite Vorsitzende Claus-Dieter Böhm und Helmut Bernhard als Rechner des Vereins, der 2006 gegründet wurde und seither die wissenschaftliche und organisatorische Betreuung, die Bestandspflege sowie die Durchführung von Ausstellungen, Dokumentationen, Vorträgen und Führungen koordiniert. Die drei Geehrten sind die Protagonisten dieser freiwilligen wie leidenschaftlichen und fachlich fundierten Vereinsarbeit, ohne die der Gemeinde eine elementare kulturelle Säule fehlen würde.
„Es ist nicht selbstverständlich für einen Ort unserer Größe, einen derart engagierten Museumsverein zu haben, deren Mitglieder derart für ihre Sache und ihre Heimat brennen“, sagte Bürgermeister Sebastian Bubenzer voller Dankbarkeit. Es sei allerhöchste Zeit, dieses Engagement zu belohnen, ergänzte der Landrat. Die Initiative für die Ehrung kam spät, aber nicht zu spät, wie Schellhaas betonte. Die drei Männer sollten die Würdigung als Dankeschön und als Rückenwind verstehen. „Ich hoffe, dass sie genauso weitermachen“, so der Landrat.
Alle drei engagieren sich seit 1983 als Initiatoren der Museumsarbeit in Alsbach-Hähnlein, die auf eine vierzigjährige Geschichte zurückblickt. Impuls war damals eine Initiative im Festausschuss, der im Kontext des 650. Geburtstags von Hähnlein gegründet wurde. Daraus entstand zunächst die Arbeitsgruppe Hähnleiner Geschichte, bevor der Museumsverein die Regie übernahm. Das Museum in der Hähnleiner „Anstalt“ wurde im Dezember 2019 durch die Hessische Ministerin für Kunst und Wissenschaft Angela Dorn als „Museum des Monats“ ausgezeichnet.
Bereits seit der Gründung des Vereins ist Konrad Hoppe als Erster Vorsitzender aktiv. Er war fast 20 Jahre im Vorstand des Hattersheimer Geschichtsvereins tätig und von 2014 bis 2022 Vorstandsmitglied im Hessischen Museumsverband.
Aus der aktuellen Verbandsspitze gratulierte Jan Christoph Breitwieser, Leiter des städtischen Museums in Bensheim, zu der besonderen Auszeichnung. Seit 2001 war Konrad Hoppe Ideengeber mehrerer Karikatur-Ausstellungen, die überregional eine hohe Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatten. Ausgestellt wurden unter anderem Werke von Janosch, Peter Gaymann, Uli Stein, Horst Haitzinger und Til Mette. „Ich bin kein Einzelkämpfer. Wir sind ein harmonisches Triumvirat“, stellte Hoppe klar und verteilte das geballte Lob auf drei gleichhohe Schultern.
Denn bereits seit 1983 kümmert sich Claus-Dieter Böhm mit hohem Engagement unter anderem um die Digitalisierung von historisch relevanten Quellen. Zwischenzeitlich hatte er auch den heute nicht mehr aktiven Arbeitskreis „Dorferneuerung“ geleitet. Böhm ist verantwortlich für die Homepage des Museumsvereins und steuert aufgrund seiner Affinität zu Fotografie und Bildbearbeitung auch viele gestalterische Akzente bei – auch, wenn es um die Planung von Ausstellungen geht. Gemeinsam mit Helmut Bernhard gab Böhm über 30 Jahre lang den Alsbach-Hähnleiner Kalender heraus, in dem historische Ansichten des Ortes gebündelt sind.
Seit 1983 kümmert sich Helmut Bernhard um die Finanzen des Vereins. Er organisiert regelmäßig Führungen durch das Museum, ist Mitbegründer des ortsansässigen Tischtennisvereins und war über viele Jahre Standesbeamter sowie stellvertretender Ortsgerichtsvorsteher. Als langjähriger Mitarbeiter der Gemeinde ist er auch nach seinem Wechsel in den Ruhestand bis heute sehr gut im Ort vernetzt.
Klaus Peter Schellhaas betonte aber nicht nur die personellen Leistungen der Geehrten. Das Museum sei ein kostbarer Schatz, den es zu erhalten und zu pflegen gelte. „Hier wird Lokalgeschichte greifbar.“ Das Haus sei in dieser Qualität und organisatorischen Struktur einzigartig im Kreis Darmstadt-Dieburg. Der Landrat erkennt hier einen Platz, an dem jeder Besucher seinen Horizont erweitern könne. Menschen wie Hoppe, Böhm und Bernhard hätten daran einen wesentlichen Anteil. Die bisherigen Investitionen in das Gebäude und seine Ausstattung seien gut angelegtes Geld, so der Landrat weiter.
Konrad Hoppe vergaß in diesem Moment nicht, den Verwaltungschef auf weitere Maßnahmen aufmerksam zu machen. Die „knarzende Barocktreppe“ sei das Gegenteil von barrierefrei, hier müsse man über kurz oder lang um einen Aufzug nachdenken, so der Vorsitzende, der hofft, dass sich der Vorstand des Vereins in den kommenden Jahren etwas verjüngen wird. Die beginnende Zusammenarbeit mit der Melibokusschule bezeichnete er nach Jahren der vergeblichen Liebesmüh als sehr erfreuliche Tendenz. Der Besuch einer integrativen Klasse im letzten Herbst sei von großem Interesse geprägt gewesen. Aktuell bereiten die Schüler der kooperativen Gesamtschule den Aufenthalt intern auf. Eine positive Entwicklung, die der Verein weiter unterstützen möchte.