MVZ in Alsbach-Hähnlein ist eröffnet
Medizinische Versorgung „nicht nur ein Lippenbekenntnis“
ALSBACH-HÄHNLEIN, März 2024 (tt), Bereits einen Monat vor der offiziellen Eröffnung konnten Patienten im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) einen Termin reservieren. Jetzt ist das neue Ärztehaus in Hähnlein fertiggestellt. Damit dürfte sich die hausärztliche Versorgung rund um die Gemeinde spürbar entspannen. „Das ist ein großer Tag“, betonte Geschäftsführerin Pelin Meyer von den Kreiskliniken Darmstadt-Dieburg bei der feierlichen Einweihung in der gut besuchten Sport- und Kulturhalle am Markplatz gleich neben dem Neubau. Rund 200 Gäste waren zu dem Termin erschienen. Für die Gastgeber ein wichtiges Signal: Der Anspruch einer wohnortnahen Versorgung sei kein Lippenbekenntnis, so Meyer, sondern gehe mit der Fertigstellung des MVZ in einer weitere Runde.
Im laufenden Betrieb sollen 5000 bis 6000 Patienten behandelt werden, so Praxismanager Alexander Noll beim Rundgang durch die Immobilie. Auf rund 630 Quadratmetern Nutzfläche sind momentan auf drei Etagen Ärztezimmer, Behandlungs- und Funktionsräume sowie Labore und Ultraschall-Zimmer eingerichtet. Im zweiten Obergeschoss ist neben der Technik auch ein Besprechungsraum untergebracht. Seit Januar betreuen die ortsansässigen Ärzte Ilse Vock und Astrid Fischer ihre Patienten in der modernen Praxis. Im April soll ein weiterer Hausarzt folgen.
Sieben Arzthelferinnen, eine Gemeindeschwester und zwei Casemanager werden das Team ergänzen, das perspektivisch auf bis zu 20 Mitarbeiter anwachsen soll. Neue Patienten aus der Gemeinde und der Umgebung würden weiter angenommen, hieß es von Seiten der Betreiber. Die Kapazitäten bieten noch ein wenig Luft nach oben.
„Unser Ziel war ein attraktives und bedarfsgerechtes medizinisches Versorgungsangebot“, so Pelin Meyer, die in einem kurzen Rückblick an die ersten Gespräche vor knapp fünf Jahren erinnerte. Nachdem der Kreistag dem Projekt mit seinem politischen Beschluss den Weg geebnet hatte, wurde 2022 mit der Firmengruppe Dreher aus Bensheim ein weiterer Partner ins Boot geholt. Dreher hat das Gebäude auf dem gemeindeeigenen Grundstück für ein Gesamtvolumen von rund 2,4 Millionen Euro gebaut und vermietet das Haus dem Landkreis als Betreiber. Horst Dreher Junior betonte, dass man dabei im Zeit- und Kostenrahmen geblieben sei, was angesichts der aktuellen Situation in der Baubranche keine Selbstverständlichkeit sei. In punkto Lieferketten hätte es beim Hähnleiner Projekt keine Schwierigkeiten gegeben. Aber auch menschlich habe die Kooperation gestimmt. „Die Chemie hat gepasst!“
Neben einem Ziel und einer Vision gehöre auch ein Quäntchen Glück bei so einem Vorhaben dazu, sagte Pelin Meyer im Hinblick auf die Pandemie und die personellen wie materiellen Probleme im Bau. Auch Landrat Klaus Peter Schellhaas sprach von einem wichtigen Datum für Hähnlein und die gesamte Region. Mit der Einweihung sei nun ein weiterer wichtiger Schritt zur Sicherung der flächendeckenden Gesundheitsversorgung im Landkreis erreicht.
Schellhaas verwies in diesem Kontext auch auf die bevorstehende Eröffnung des neuen Bettenhauses der Kreiskliniken in Groß-Umstadt, in das der Landkreis für über 100 Millionen Euro investiert. Die Einweihung neuer Ärztehäuser und Praxen sei heutzutage leider keine Selbstverständlichkeit mehr, so der Landrat. In einer Zeit, in der immer mehr niedergelassene Mediziner ihre Wartezimmer zuschließen, in den Ruhestand gehen und keine Nachfolger finden, sei der Neubau eines MVZ umso bedeutsamer. Kreise und kreisfreie Städte müssten ihrem Auftrag nachkommen und die Versorgung der Menschen vor Ort sicherstellen. „Und genau das tun wir!“
Alexander Noll präsentierte zur Eröffnung großzügig geschnittene Räume, eine freundliche Atmos-phäre, hochwertige Materialien sowie barrierefreie und kurze Wege zwischen den einzelnen Behandlungs- und Funktionszimmern. Die Infrastruktur soll dazu beitragen, dass lange Wartezeiten vermieden werden können. Anfang des Jahres wurde der zweigeschossige Massivbau in Kalksandstein und Stahlbeton fertigstellt.
Auf dem rund elf Meter hohen Dach liefert eine Photovoltaik-Anlage saubere Energie. Der umbaute Raum beträgt etwa 2600 Kubikmeter. Ein Kellergeschoss gibt es nicht.
Die Entwässerung des Niederschlagswassers soll über Versickerungsanlagen auf dem Grundstück erfolgen. Die Energieversorgung ist mittels Luft-Wasser-Wärmepumpen vorgesehen. Transportiert wird die Wärme über eine Fußbodenheizung sowie eine kontrollierte Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Energetisch erschlossen wird das neue Areal über die Marktstraße. Der Parkplatz war zum Zeitpunkt der Einweihung noch nicht vollständig fertig. Tagsüber sollen 24 Stellplätze zur Verfügung stehen. Der Bauherr sprach von einer hochwertigen und architektonisch attraktiven Immobilie für Hähnlein. Eigentlich wollte Bürgermeister Sebastian Bubenzer bei der Eröffnung einen neuen Service der Gemeinde vorstellen: einen Ärzte-Bus, mit dem in ihrer Mobilität eingeschränkte oder ältere Menschen aus dem gesamten Ort schnell und unkompliziert zu sämtlichen medizinischen Einrichtungen hätten gebracht werden sollen.
Die Gemeindevertretung hatte dieser Planung allerdings wenige Tage zuvor nicht zugestimmt. „Ich hätte mir eine andere Entscheidung des Parlamentes erhofft“, so Bubenzer, der bei diesem positiven Anlass aber „kein Wasser in den Wein gießen“ wollte.
Allein die Tatsache, dass Alsbach-Hähnlein nun der siebte Standort der MVZ GmbH in ein gut etabliertes Gesundheits-Netzwerk integriert sei, lasse ihn positiv in die Zukunft blicken. Letztlich sei er dankbar, dass die Entscheidung für ein solches Ärztehaus von so vielen Bürgern, Ärzten und Bauunternehmern mitgetragen worden sei.