Nach langer Ouvertüre: Rodauer Neubaugebiet eingeweiht
RODAU, Juni 2024 (tt), Die Spur führt ins Jahr 2013. Damals wurde im Kontext der Teilnahme Zwingenbergs am Hessischen Dorferneuerungsprogramm der Wunsch formuliert, aus einer innerörtlichen Fläche in Rodau ein Wohnareal zu machen. Nach einem langen Verfahrensweg ist das Vorhaben 2023 final beschlossen worden. Ende April konnte das gut 1,4 Hektar große Gebiet „Nördlich der Hauptstraße“ nun offiziell eingeweiht werden. Allerdings ist die Fläche nach wie vor jungfräulich. Doch schon bald soll es entlang der neuen Straße mit dem Namen „Am Klosterhof“ lebendiger werden.
Der Startschuss war ein kleines Fest. Bürgermeister Holger Habich und Ortsvorsteher Steffen Müller zapften – in Anlehnung an einen hier früher ansässigen Lehnshof des Klosters Lorsch – frisches „Klosterbier“ und servierten Laugengebäck. Der Bäckermeister und Brauhauschef Friedel Drayß hatte ein paar Liter des Gerstensaftes spendiert, der auf der noch kahlen Pflasterfläche regen Anklang fand. Doch der Termin war alles andere als ein Picknick. Habich verwies in seinem Abriss der Bebauungsplan-Historie auch auf die weniger schönen Kapitel des Langzeitprojekts, für dessen Erschließung die Stadt innerhalb der letzten zwölf Monate vor dem Einweihungstermin rund 1,3 Millionen Euro verbaut hat. Vor allem die begleitende Bürgerbeteiligung sei recht intensiv betrieben worden, betonte Habich mit erkennbarem Euphemismus.
Mit nicht weniger als 14 Änderungsvorschlägen mussten sich die lokalen Gremien bei der Aufstellung des Bebauungsplans beschäftigen, der 2021 rechtskräftig wurde. Auch im Zuge der Baulandumlegung hätte sich gezeigt, dass „die Summe der Einzelinteressen nicht immer dem Gemeinwohl entspreche“, so der Bürgermeister weiter. Zum Inhalt der Planung: eine Durchfahrtsstraße wird es nicht geben, was keine besondere Verkehrsbelastung erwarten lässt. Richtung der nördlichen Hauptstraße soll ein Poller die Autofahrer blockieren. Fußgänger und Radfahrer können die mit speziellem Felsenkies befestigte Verbindung aber ungehindert passieren. Das neue Rodauer Quartier wird als verkehrsberuhigter Bereich (eine sogenannte Spielstraße) definiert. Die Höchstgeschwindigkeit in einem solchen Abschnitt beträgt maximal sieben Stundenkilometer. Die in einer Spielstraße geltenden Regeln sehen vor, dass Fußgänger gleichberechtigt mit motorisierten Anliegern am beschränkten Verkehr teilnehmen. Geparkt werden darf nur auf den Grundstücken oder entlang der Erschließungsstraße, der Raum zwischen den markierten Buchten werden bepflanzt. Das Pflaster aus einem speziellen Betonmix ist porös und durchlässig für Regenwasser.
Nicht in den von der Stadt angegebenen Erschließungskosten enthalten sind die Maßnahmen des Energiedienstleisters GGEW AG in Strom-, Gas- und Telekommunikations-Infrastruktur. Auch die Straßenbeleuchtung und die Trinkwasserleitungen kommen noch hinzu. Die Eigentümer der Grundstücke an Gartenstraße und Zwingenberger Straße müssen sich nach aktuellem Sachstand ebenfalls an den Kosten für die Erschließung des beteiligen. Steffen Müller betonte seine Freude über den Fortgang der Entwicklung, die wie jede Innenverdichtung immer als Kompromiss angelegt sein müsse. Insgesamt 16 Baufenster sind vorgesehen.