Bauen und Wohnen, Zwingenberg und Rodau

Über den aktuellen Stand der Arbeiten informierten (v.li.) Projektleiter Jörg Ritter, Landschaftsplanerin Marita Möllenkamp und Bodenordner Erich Jansen vom Amt für Bodenmanagement, zusammen mit Zwingenbergs Bürgermeister Holger Habich. Foto: soe
17. September 2021 

Neuanlage der exponierten Weinberge geht voran

Flurbereinigung in Zwingenberg

ZWINGENBERG, September 2021 (tt), Es geht voran in der Lage Alte Burg. Nach langer Planungszeit waren die Maßnahmen im Zwingenberger Flurbereinigungsgebiet vor einem Jahr gestartet. Los ging es mit den erforderlichen Rodungsarbeiten zur Terrassierung der exponierten Weinberge. Der Erhalt und die Wiederherstellung der kleinteiligen, weinbaulich geprägten Kulturlandschaft hatte von Anfang an oberste Priorität.

Zur Erhaltung und langfristigen Sicherung des hohen ökologischen Werts auf dem Areal rund um die Luciberghütte werden Trockenmauern saniert, Nisthilfen aufgehängt und eine Fläche für Halbtrockenrasen angelegt. Zentrales Projekt ist die Anlage neuer Wingerte und deren Erschließung, um eine dauerhafte Bewirtschaftung zu ermöglichen. Damit rechnet die Stadt voraussichtlich im April nächsten Jahres. Die Vorarbeiten waren intensiv. Zunächst wurden auf den Maßnahmenflächen Brombeeren, Sträucher und Bäume entfernt sowie Grünflächen gemäht und entbuscht. Aufgrund des Reptilienvorkommens im Verfahrensgebiet mussten diese Eingriffe bis Mitte Oktober abgeschlossen sein. Daher wird mit der Entbuschung bereits vor Ende der gesetzlich festgelegten Brut- und Setzzeit in der zweiten Septemberwoche begonnen. Dafür war eine Ausnahmegenehmigung der Unteren Naturschutzbehörde nötig.

Eine im August erfolgte Brutvogelkontrolle ergab, dass das Vorkommen von gehölz- und bodenbrütenden Vogelarten auf den Freischnittflächen ausgeschlossen werden konnte. Aufgrund der ökologischen Auswirkungen mussten Ruhephasen und gesetzte Fristen eingehalten werden. Die Verbuschung des Hangs hatte in den vergangenen 15 Jahren um rund ein Drittel zugenommen. Durch die Rodung und Neuordnung soll der Bestand nun nachhaltig gesichert werden. Nach der Ernte wurden die alten Weinbergsanlagen und Betonwege zurückgebaut und die Rebstöcke entfernt. Im März begannen dann die Bauarbeiten mit der Neuanlage von Rebzeilen, Wegen und Mauern. Der Zwingenberger Hausberg präsentierte sich braun und kahl. Im Verlauf des Sommers begrünte sich die Fläche durch das Einbringen von Saatgut wieder. Der Bereich unterhalb des Wegs wurde terrassiert. Die Rebzeilen wachsen dort künftig quer zur Hanglage, um die Bewirtschaftung auf schwierigem Terrain zu erleichtern.

Die Etappen des Verfahrens hatte Landschaftsplanerin Marita Möllenkamp vom Amt für Bodenmanagement und Geoinformation in Heppenheim dokumentiert. Bei einem Ortstermin im August informierten Projektleiter Jörg Ritter gemeinsam mit Erich Jansen und Bürgermeister Holger Habich als Vorsitzender der Teilnehmergemeinschaft über den Fortgang der Maßnahmen. Das räumliche Mosaik des Hangs soll trotz gezielter Eingriffe und neuem Zuschnitt grundsätzlich erhalten werden.

Ursprünglich war das Finale der Flurbereinigung mit dem Titel „Bergsträßer Reben- und Blütenhang“, zu dem auch die Neuordnung am Bensheimer Hemsberg gehört, für 2019 vorgesehen. Die Sanierung der Trockenmauern soll in den kommenden drei Jahren abgeschlossen werden. Für diese Teilmaßnahme werden rund 300.000 Euro bewegt. Außerdem soll noch ein Bewässerungssystem integriert werden – eine Premiere an der Hessischen Bergstraße. Mit einer Tröpfchenbewässerung will man auf die klimatischen Veränderungen der letzten Jahre mit ihren heißen und trockenen Sommern reagieren und den Weinbau für die Zukunft sichern. Der Magistrat hatte im Februar die formale Genehmigung erteilt, dass zur Bewässerung der Weinberge Wasser aus den drei städtischen Quellen verwendet werden darf, die ursprünglich der Zwingenberger Trinkwasserversorgung dienten. Der Bewässerungsbedarf wird auf etwa 1.600 bis 2.400 Kubikmeter jährlich geschätzt.