Alsbach-Hähnlein

Endlich hat das Alsbach-Hähnleiner Museum nach langer Corona-Pause wieder geöffnet. Foto: soe
15. März 2022 

Öllämpchen aus der Römerzeit

Passend zur Sonderausstellung „Die frühe Okkupation des hessischen Rieds“ zeigte Jörg Lotter von „Terraplana“ die Herstellung von römischen Öllämpchen | Einladung zur Finissage am 3. April mit den „Anstaltsjazzern“

ALSBACH-HÄHNLEIN, März 2022 (raha), Wie man römische Öllämpchen herstellt, zeigte Jörg Lotter vom Verein „Terraplana“ (Gesellschaft für Archäologie im hessischen Ried) am 13. Februar im „Museum in der Anstalt“ in Hähnlein im Beisein des Vereinsvorsitzenden Konrad Hoppe, Helmut Bernhardt (Rechner), Ingrid Sabiniarz (Beisitzerin) und vieler interessierter Gäste. In der Antike erhellten meistens Talglampen und Bienenwachskerzen die Nacht, auch Öllämpchen aus Ton und Bronze kannte man damals schon. Die Römer brachten die Tonlichter in die hiesige Gegend an Rhein, Main und Neckar. Es wurden beachtliche Mengen in den Töpfereien der römischen Städte wie Trier, Mainz, Worms und Köln hergestellt, denn die Vorzüge dieser neuartigen Beleuchtung lag auf der Hand! Auch aus Rheinzabern in der Südpfalz sind solche Töpfereien bekannt.

Bei Ausgrabungen von Relikten aus der Römerzeit hat man viele der irdischen Lämpchen gefunden. Terraplana hat es sich nun zur Aufgabe gemacht, diese Lichter wie in alten Zeiten herzustellen. Für die Herstellung wird eine zweiteilige Gipsform erstellt, sozusagen als Ober- und Unterteil. Diese hat man mit römischen Motiven wie Götter und Göttinnen aus der Mythologie, aber auch mit schlüpfriger Erotik -wie des die alten Römer liebten-, verziert.
Nach dem Befüllen mit weichem Ton werden die beiden Hälften der Form fest zusammengedrückt. Dadurch entsteht ein Luftpolster, dass den Hohlraum im zukünftigen Lämpchen erzeugt. Nach dem Trocknen hat sich die Menge des Tons durch Wasserentzug verringert, dadurch kann man die Form ohne Schwierigkeiten entfernen. Jetzt werden noch Löcher fürs Öl und den Docht hineingeschnitten sowie ein Henkel angefügt. Nach dem anschließenden Brennen mit 900° C wird eine Terra-Sigillata-Engobe (eine dünnflüssige Ton-Mineralmasse) aufgemalt, damit die Konturen besser hervortreten. Danach kommt ein zweiter Brennvorgang mit 1050° C, damit die Lämpchen hart und stabil werden.

Die Öllämpchen können im Museum in der Anstalt in Hähnlein zu den üblichen Öffnungszeiten (Samstag 14.00 Uhr bis 17.00 Uhr und Sonntag 11.00 Uhr bis 17.00 Uhr) käuflich erworben werden. Die kleinsten kosten 5 € das Stück und die Preise gehen bis 25 € für die größten Lämpchen.

Man sollte sie jedoch unbedingt nur mit Salatöl oder Olivenöl befüllen! Herkömmliches Lampenöl ist für die Ton-Öllämpchen ungeeignet, da es viel heißer verbrennt und das Lämpchen zerplatzt! Da der Ton feine Poren hat, sollte man zu Beginn auch einen Untersetzer verwenden. Mit der Zeit dichtet das Salatöl das Material ab und die Lämpchen werden dicht. Sollte der Docht verbraucht sein, kann man ihn in Bastelgeschäften erwerben (Baumwolldocht, 3 mm Durchmesser).

Der Verein „Terraplana“ hat sich zur Aufgabe gemacht, die Spuren der Vergangenheit von der Steinzeit bis ins Mittelalter im hessischen Ried sichtbar zu machen. Das Untersuchungsgebiet geht vom Rhein im Westen bis zum Odenwald im Osten, vom Main im Norden bis zur Landesgrenze nach Baden- Württemberg im Süden.