Alsbach-Hähnlein

Die Geschichte des Spargels zeigt die aktuelle Sonderausstellung des Alsbach-Hähnleiner Museums. Foto: soe
14. Mai 2024 

Schlank und elegant: Spargel in allen Variationen

Ausstellung im Alsbach-Hähnleiner Museum beleuchtet das Königsgemüse von seinen Ursprüngen bis auf den Tisch

ALSBACH-HÄHNLEIN, Mai 2024(tt), Die Spargelsaison ist in diesem Jahr besonders früh gestartet. Bereits zu Ostern servierten die Landwirte das erste Königsgemüse des Jahres aus Bergsträßer Anbau. Aber auch das Museum in der Anstalt in Alsbach-Hähnlein widmet sich dem besonderen Genuss: noch bis zum 23. Juni zeigt der Museumsverein eine umfangreiche Ausstellung über die kulinarische Delikatesse in weiß und grün. Die Sammlung reicht von historischen Dokumenten über Malerei und Keramik bis zu alten Fotografien aus den 70er Jahren, die einen plastischen Eindruck von der beschwerlichen Feldarbeit vermitteln. Für das Museum wurden die Motive qualitativ bearbeitet und im großen Format gedruckt.

Die Bilder stammen vom Maler Hans Schlappa und waren gleichsam die Inspiration zu der Themenschau, die am 7. April vor zahlreichen Gästen eröffnet wurde. Das enorme Interesse freute Vereinsvorsitzenden Konrad Hoppe ganz besonders, da er (wer wohl nicht?) ein Spargelfreund sei, sondern mit seinen Kollegen auch viel Herzblut und Aufwand in die neue Ausstellung investiert habe. Zahlreiche Exponate wurden zusammengetragen und geschmackvoll in den verwinkelten Räumlichkeiten des Gebäudes aus dem 14. Jahrhundert arrangiert. Nicht nur die Anordnung der Tafeln, Bilder und Objekte ist überaus gelungen – auch die ästhetische Qualität der Ausstellung, die farblichen Korres-pondenzen und Balancen machen die Präsentation zu einer ebenso lehrreichen wie kurzweiligen Tour durch die Biografie des Asparagus, der in der Zeit um 400 vor Christus erstmals erwähnt wurde und bis heute als einer der edelsten Genüsse gilt. Nicht nur wegen seiner gesunden und – laut Hippokrates – auch heilenden Wirkung.

Auch die alten Griechen waren begeistert, doch den kulinarischen Wert des Spargels entdeckten die Römer. Der antike Gourmet Marcus Gavius Apicius veröffentlicht – etwa zu Christi Geburt – das erste schriftliche Spargelrezept. Auch Kaiser Augustus schätzte die „göttliche Speise“. Über die Römer gelangte er auch nach Germanien, weil die Besatzer im Krieg nicht auf das feine Gemüse verzichten wollten, das wahrscheinlich in Vorderasien seine Wiege hat. Doch auch im milden Klima von Rhein, Main und Donau ließ sich der Spargel gut anbauen – der Beginn einer Erfolgsgeschichte.

Rund 250.000 Tonnen der Stangen werden jedes Jahr in Europa gestochen. Auf Grund des arbeitsintensiven Anbaus, der bis heute viel Handarbeit erfordert, ist Spargel ein Luxusgemüse geblieben. Die südhessischen Landkreise Darmstadt-Dieburg, Bergstraße und Groß-Gerau gehören zu den wichtigsten Anbaugebieten Deutschlands.
Zu den ältesten erhaltenen Kunstwerken, das die kulturelle Bedeutung des Spargels verdeutlicht, gehört ein römisches Fresko, auf dem ein Bündel Spargel zu sehen ist. Es wurde bei Ausgrabungsarbeiten in Pompeji entdeckt, das 79 nach Christus vom Ausbruch des Vesuvs zerstört wurde. Die überaus appetitliche Darstellung zeigt, dass die Römer die kulinarische Qualität des Spargels sehr schätzten und dazu gerne Fisch reichten. In Italien ist der wild wachsende Spargel nach wie vor sehr beliebt. Aus der Zeit um 1880 stammt ein Stillleben von Edouard Manet, das ebenfalls im Museum zu sehen ist.

Bereichert wird die Ausstellung unter anderem von Geschirr aus Italien, Frankreich, Luxemburg, England und Portugal, deren liebevoll gestaltetes Dekors ebenfalls eine hohe Wertschätzung vermuten lässt. Die keramischen Vorlegeschalen und Platten sind überaus fein gearbeitet und wunderschön koloriert.

Aus dem Jahr 1895 stammt eine „Spargelmarkt-Ordnung“ der Stadt Schwetzingen, die vom Bürgermeisteramt herausgegeben wurde. Im Deutschland der 1960er Jahre wurde den Stangen sogar ein Schlager gewidmet: „Wie kommt denn der Spargel ins Himmelbett?“ heißt es darin. Und weiter: „Ich schlaf` ohne Spargel so schlecht ein.“

Der Besucher flaniert durch die Monate des Spargeljahrs, erfährt alte und moderne Rezepte rund um das Stangengemüse und erlebt die lukullische Bedeutung des Spargels von der Antike über das Mittelalter bis in die Neuzeit. Kaum einem anderen Gemüse in Deutschland kommt so viel Bedeutung zu wie dem Spargel. Die Anbaufläche beträgt gut 21.400 Hektar, das entspricht knapp 17 Prozent der bundesweiten Anbaufläche für Gemüse. Das ist vor allem beeindruckend, weil der weiße Spargel ein sehr saisonales Produkt ist. Umso schwerer wiegt der wirtschaftlichen Stellenwert für wenige Wochen des Jahres bis zum traditionellen Saisonende am 24. Juni. Die Ausstellung endet einen Tag zuvor.

Die Dauer ist so perfekt getaktet wie der Sound der „Anstalts-Tschässer“, die zur Eröffnung aufgespielt haben. Das Topping der Spargel-Quiche – fein zum Badischen Müller-Thurgau – lieferte der Hartenauer Hof in Bickenbach, dem der Museumsverein demnächst einen organisierten Besuch abstatten will, wie Konrad Hoppe mitteilte. Der Termin der Führung stand Anfang April noch nicht fest. Sicher ist, dass die Zusammenarbeit mit der Melibokusschule immer mehr Gestalt annimmt. Erste Kontakte und Museumsbesuche seien sehr erfreulich verlaufen, so Hoppe, der mit dem Verein künftig mehr Kinder und Jugendliche an die Einrichtung heranführen möchte.