Seeheim-Jugenheim, Urlaub und Reisen

Gladys Burk und Bena Roberts (re.) in der traditionellen Kleidung ihrer Heimatländer. Foto: S. Oelsner
18. Dezember 2013 

So bunt ist Afrika

Mit dem Länderabend „Afrika“ vermittelte der Partnerschaftsverein Seeheim-Jugenheim Einblicke in das kulturelle und soziale Leben des Kontinents

SEEHEIM-JUGENHEIM, Dezember 2013 (pem), Afrikabilder, die wir im Kopf haben, erzählen von Armut, Hunger, Krieg, Gewalt und Elend. Oder von postkarten-romantischen Landschafts- und Tierszenen. All das existiert, aber es ist nur die halbe Wahrheit. Da gibt es auch noch die spektakuläre Seite, die uns vorwiegend von den Medien vermittelt erreicht. „The Africa they never show you“ nennt die Bevölkerung selber die andere, unspektakuläre Seite. Auch Afrika ist durchaus im 21. Jahrhundert angekommen und lebt einen Alltag auf seine nicht-europäische Weise.
Die Länderabende des Partnerschaftsvereins Seeheim-Jugenheim zielen auch darauf ab Klischeebilder aufzubrechen und durch Eindrücke von Darbietungen und Gesprächen zu differenzieren. Nichts ist aber für das wirkliche miteinander vertraut werden wertvoller, als der persönliche Kontakt; Gespräche auf Augenhöhe, die geprägt sind von ehrlichem, offenem gegenseitigen Interesse. Gerade dafür schaffen diese Veranstaltungen eine Plattform. Genau deshalb erfreuen sie sich schon seit 1997 mit jedem Jahr wachsender Beliebtheit.

Sie füllen die Vereinsidee mit Leben: Freundschaft ohne Grenzen einerseits, andererseits im engen Rahmen der Gemeinde aus dem Nebeneinander aller Einwohner ein Miteinander zu gestalten, um sich in einer gemeinsamen Heimat zu verwurzeln. Im Zusammenleben soll es keinen Unterschied machen, ob eine Familie alteingesessen, neu zugezogen oder vom Schicksal hier her verschlagen lebt. Der Ausländerbeirat sorgte schon im 20. Jahrhundert mit seinen Mittel für die Verwirklichung dieses Anspruchs und kooperiert mit dem Partnerschaftsverein.

Zum diesjährigen Resultat dieser glückenden Zusammenarbeit begrüßten Birgit Rösicke und Georde. A. Bal gemeinsam die Gäste in der Jugenheimer Bürgerhalle. Man freute sich in diesem Jahr aufgrund der großzügigen räumlichen Verhältnisse noch eine Reihe weiterer Partner gefunden zu haben, die sich an Ständen präsentierten. Die Kirchengemeinden waren mit Fair-Trade-Sortimenten aus den Eine-Welt-Läden vertreten, die beiden Büchereien offerierten eine Literaturschau von Bilderbuch über Belletristik bis Länderkunde, die African Art Galery wies auf die exotische Kunst hin, der Afrika-Laden informierte neben dem Verkaufsangebot besonders über das Volk der Massai und der Griesheimer Verein „Panda Kenia“ stellte seine Frauen orientierte Projektarbeit vor. Bildung statt Armut lautet das Credo, das der Verein mit Einrichtung von Schulen verfolgt.

Eine gemeinsame Mahlzeit bringt Menschen stets einander Näher. Traditionell eröffnete deshalb das Verkosten landestypischer Speisen den Abend. Das nachfolgende Programm trommelte die Roßdorfer Gruppe „Step-by-step“ ein. Die Akrobatikshow „König der Löwen“ von Schülern des Schuldorfs Bergstraße unter Leitung von Regine Gniesmer ließ den Atem stocken. Mit tänzerischer Geschmeidigkeit verbanden sie Bodenturnübungen mit immer neuen Pyramidenbausequenzen, ein Gelenkigkeits-Kaleidoskop, das begeisterte. Einen schwarz-weißen Einblick in Bewegungskultur gab Franziska Obst. Unter ihrer weißen Haut hat sie den Geist des „schwarzen“ Tanzens aufgenommen, praktiziert und unterrichtet ihn. Mit einem zeitgenössischen Tanz aus Ghana; dem traditionellen guineanischen „Cucu“ und einer eigenen Choreo-graphie zu zentralafrikanischer Musik zeigte sie, wie der Rhythmus ganz den Körper ergreift.

Menoosha Susungi gab mit ihrer Geschichte vom Kilimandscharo einen sehr persönlichen Afrikaaspekt preis. Die Heilkraft der Natur und die Möglichkeit des Menschen, in Harmonie mit der mächtigen Umgebung zu gesunden, standen im Mittelpunkt. In einem Dialog versuchten Bena Roberts und Ngeso Okolo mit Klischeevorstellungen über Afrika und in Deutschland lebende Afrikaner aufzuräumen. Der Gesangsauftritt von Menoosh führte zur spontanen „Gründung der Kinderband Kilimandscharo“, denn zur Begleitung der inoffiziellen Afrika-Hymne „Bata-bata“, brauchte sie Verstärkung und ließ die begeisterten Kleinen die Bühne stürmen.

Zum krönenden Abschluss demonstrierten Schuldorfschülerin in einer Modenschau die Stil- und Formvielfalt traditioneller Gewänder zwischen Kaftan und Kittel, mit Turban und Tuchdraperie – die Farben Afrikas, so bunt ist Afrika.