Bensheim, Sport

WM-Bronze! Für Tina Zettelmeier (re.) und Benjamin Eiermann (li.) ging mit der Medaille ein langersehnter Traum in Erfüllung. Foto: meli
15. März 2022 

Tanzpaar Zettelmeier/Eiermann erfüllt sich einen Traum

Eine „Hygieneeinheit“ ertanzt WM-Bronze | Noch Luft nach oben

BENSHEIM, März 2022 (erh), Nach zwei vierten Plätzen hat es 2021 geklappt für Tina Zettelmeier/Benjamin Eiermann (Bensheim/Mannheim) mit einer Medaille bei den Weltmeisterschaften. Im Oktober des vergangenen Jahres tanzte die hessisch-badische Kombination bei den Amateur-Senioren II Latein in Rotterdam aufs Podium. Mit WM-Bronze erfüllte sich für Zettelmeier/Eiermann ein Traum. „Endlich haben wir das geschafft“, blickt Tina Zettelmeier auf den langersehnten Erfolg zurück. Hinter zwei spanischen Paaren belegten die Wahl-Bensheimerin, die aus Malchen stammt, und ihr Tanzpartner den dritten Rang. Der sportliche Ehrgeiz der Tanzsportler ist mit dem Gewinn der Bronzemedaille allerdings noch nicht gestillt. „Es ist noch Luft nach oben“, ruft die 49-Jährige den Angriff auf Silber und Gold für die Titelkämpfe in diesem Jahr aus. „Es wird sehr schwer, ist aber nicht unmöglich.“

Nach einer mehrjährigen Pause sind Tina Zettelmeier und Benjamin Eiermann seit Mai 2018 wieder gemeinsam in Sachen Tanzsport unterwegs. An die Reunion mit ihrem langjährigen Partner denkt Tina Zettelmeier gerne zurück. „Das war wie Nach-Hause-Kommen“, beschreibt die Flugbegleiterin den Augenblick, als sie ihre Hand in die vertraute Führungshand Eiermanns legte. „Es hat sich sofort unglaublich gut angefühlt.“

Die Einteilung in die Altersgruppe der Senioren II oder der Status als Amateure bedeuten nicht, dass Zettelmeier/Eiermann als Hobby-Tänzer aufschlagen. Ganz im Gegenteil. „Wir betreiben den gleichen Trainingsaufwand wie Profis“, erklärt Zettelmeier. Die Arbeitszeiten – Eiermann (44) ist als selbstständiger Fitness- und Aerobic-Trainer tätig – werden aufeinander abgestimmt, die Trainingspläne entsprechend angepasst. Auf dem Parkett funktioniert Tanzsport nur mit Teamgeist und Harmonie. „Es muss alles passen, menschlich und sportlich. Das muss auf der Tanzfläche zu erkennen sein.“ Vertrautheit ist eine Grundvoraussetzung, um als Paar im Tanzsport erfolgreich sein zu können, betont Tina Zettelmeier.

„Man muss sich mögen, muss sehr gut miteinander auskommen. Man muss aber kein Liebespaar sein, wir sind es nicht.“ Die Harmonie, die Leidenschaft, die Liebe – die gesamte Bandbreite an Stimmungen und Gefühlen, die Tanzen im Idealfall transportiert, müssen echt wirken. „Es muss künstlerisch sein, darf aber nicht künstlich aussehen.“ Wichtig ist dabei eine klare Aufgabenverteilung. „Zwei Alphatierchen würde nicht funktionieren.“ Wer ist bei Zettelmeier/Eiermann das Alphatierchen? Tanzen sei nach wie vor eine männliche Domäne, der Mann müsse während des Wettkampfs die Führung übernehmen und in dieser Rolle unterstützt werden. Das bedeutet für die extrovertierte Tina Zettelmeier, sich etwas zurückzunehmen. „Er braucht das Gefühl, die Zügel in der Hand zu haben“, erklärt sie mit einem verschmitztem Unterton.

Zum Schmunzeln war Tina Zettelmeier coronabedingt beim Thema Tanzsport in der ersten Jahreshälfte 2021 selten zumute. Als Bundeskader-Sportler wurden Zettelmeier/Eiermann in die Rubrik Spitzensport eingeordnet und konnten als behördlich genehmigte und vom Deutschen Tanzsportverband offiziell bescheinigte „Hygieneeinheit“ (Zettelmeier: „Mein absolutes Corona-Lieblingswort.“) unter sich stetig verändernden Auflagen weitertrainieren. Allerdings wurde der Tanzsport-Wettkampfkalender Anfang des vergangenen Jahres komplett ausgesetzt. Ihr Übungsprogramm zog das Weltklasse-Paar mit einigen Einschränkungen und Improvisationen zwar weitgehend durch, aber: „Es gab kein Ziel mehr, auf das wir hintrainieren konnten.“

Unter der Vielzahl an Absagen litt die Motivation. Gedanken, den Sport auf diesem Level aufzugeben, beschäftigten das Tanzpaar. „Wir haben uns gegenseitig immer wieder hochgezogen“, beschreibt Tina Zettelmeier das Zusammenspiel mit Benjamin Eiermann während der sportlich unbefriedigenden Situation. Die Tanzschuhe an den Nagel zu hängen, war für Tina Zettelmeier dennoch nie eine Option. „Dafür liebe ich das Tanzen viel zu sehr.“ Trotz der Erschwernisse zogen Zettelmeier/Eiermann ihr Training durch. Im Sommer 21 begann sich die Lage für den Tanzsport zu entspannen, erste Turniere im Ausland fanden statt. Ende Juli kehrten sie beim Vienna Dance Concourse zurück auf die Bühne. „Es hat sich angefühlt wie das erste Mal.“ Zweifel und Unsicherheit wegen der fehlenden Wettkampfpraxis verflogen mit den ersten Schritten auf der Tanzfläche im Wiener Rathaus – sehr zur Überraschung von Tina Zettelmeier. „Es war erstaunlich, wie schnell die Routine zurück war und alles wieder funktioniert hat.“ Die Auszeit hat Zettelmeier/Eiermann zwar Energie gekostet, an tänzerischem Niveau haben die mehrfachen Deutschen Meister, die für die TSG Weinheim starten, jedoch nichts eingebüßt. Neben dem Gewinn von WM-Bronze in Rotterdam verteidigte das Duo im November zudem in Stuttgart seinen Titel bei den Deutschen Meisterschaften.