Alsbach-Hähnlein, Urlaub und Reisen

Bereits 33 mal haben sich die HähnleinerInnen mit ihren ungarischen FreundInnen getroffen. Foto: soe
28. Juni 2017 

Ungarisches Temperament an der Bergstraße

Gäste aus Bükkösd waren bei BFG Hähnlein zu Gast – Unterhaltsames Programm und heiße Diskussionen

ALSBACH-HÄHNLEIN, Juni 2017 (raha), Über Pfingsten waren die Freunde des ungarischen Partnervereins der Breitensport- und Freizeitgemeinschaft (BFG) wieder in Hähnlein zu Gast.
Seit 1985 besteht die Vereins- Freundschaft mit den Sportlern aus dem südungarischen Dorf in der Nähe von Pecs. Durch private Kontakte der aus Ungarn stammenden Hähnleinerin Margarethe Stein kam die Freundschaft zu Stande. Die ungarischen Fußballer des Uran-Bergwerkskombinats-Sportvereins KSE aus Bükkösd suchten einen Austausch mit dem Westen. KSE- Mitglied György Hopp erinnerte sich an seine Groß-Cousine Margarethe in Hähnlein und fragte nach, ob es dort einen Verein gäbe, der eine Partnerschaft eingehen möchte. Margarethes Sohn Robert war damals gerade zum Vize-Chef der neu entstanden BFG gewählt worden und sagte sofort zu.

Zum ersten Besuch kamen 16 Fußballer mit einem klapprigen Robur-Bus im Sommer 1985 bei Steins in der Gernsheimer Straße an. Man verteilte sie auf einige BFG-Mitglieder. Diese Verteilung gilt zu großen Teilen heute noch! Nach vier Tagen Spaß und einem obligatorischen Fußball-Freundschaftsspiel wurden die Hähnleiner zum Gegenbesuch im nächsten Jahr eingeladen. Seitdem hat man sich schon 33 mal getroffen. Einen Umbruch gab es in der Wendezeit 1989/90. Neue Freunde kamen hinzu, andere blieben. Zum mittlerweile festen Stamm der Partner gehören jeweils etwa 10 bis 12 Ehepaare mit Nachwuchs auf beiden Seiten. Das diesjährige Gastprogramm hatte man schon lange vorbereitet, dazu gehörte die Stadtbesichtigung von Limburg, Besuch des ZDF-Fernsehgartens, eine Schiffahrt auf der Lahn und eine Fahrradtour.Zum Abschluss der Tour gab`s Gyros am Erlensee. Sonntags lud man zur Tour nach Mainz in den ZDF- Fernsehgarten und besichtigte die Stadt Gutenbergs. An Hähnlein schätzen die ungarischen Freunde besonders die Gastfreundschaft, was natürlich auf Gegenseitigkeit beruht. Gezapftes Bier aus lokaler Herkunft kommt gut bei ihnen an, genauso der Bergsträßer Wein.

Die Hähnleiner freuen sich am meisten über mitgebrachte Kolbasz, Paprika und natürlich den guten, hausgemachten Rebensaft. Was man sich noch nicht getraut hat, ist den Gästen an der Bergstraße Gulasch vorzusetzen, darin sind die Ungarn einfach viel zu gut. Das ist ein Unterschied wie Kreisklasse zu Bundesliga! Doch die Mitglieder der BFG erkennen dies neidlos an. Bei einer Wette zwischen zwei Partnern vor drei Jahren in Bükkösd ging es darum, wer den besseren Gulasch macht. Der Hähnleiner Gulasch wurde um 18 Uhr begonnen und war um 20 Uhr fertig, da hatte der ungarische Freund noch nicht mal mit seinen Vorbereitungen angefangen. Das ist das Geheimnis: Die Zeit! Gulasch braucht Zeit! Viel Zeit! Den ungarischen Gulasch genoss man dann nachts um zwei! In der Zwischenzeit wurde dabei viel gelacht und alle Kellergetränke durch probiert! Soviel zur Mentalität der Magyaren. Ein kleiner Wermutstropfen in der Partnerschaft ist jedoch der wachsende Nationalismus bei Einigen der Freunde durch die Orban- Regierung in Ungarn. Das macht den BFG-Mitgliedern zunehmend Sorgen. Durch gezielte, mediale Fehlinformation der Regierung ist die Sichtweise einiger Bükkösder Freunde nicht immer im Einklang mit den Hähnleinern. Besonders am Thema Flüchtlinge scheiden sich die Geister. Aber man diskutiert nun schon 32 Jahre lang über Politik und so soll es auch bleiben! Aber auch dafür ist eine gesunde Partnerschaft da. Um dem Anderen zu sagen, was einem nicht passt! Vielleicht ist das ja das Erfolgsrezept der BFG- Parnerschaft.

Bükkösd liegt am Rande des Mecsek-Gebirges und hat etwa 1100 Einwohner. Die schön herausgeputzte römisch-katholische Kirche ist das Wahrzeichen des Ortes. Daneben gibt es dort noch ein kleines Schloss. Speziell der Weinbau ist Hobby und auch meistens Lebensunterhalt der Einwohner. Natürlich wird auch ein vorzüglicher Palinka dort destilliert. Meistens hält man sich noch ein Hausschwein, Hühner und Kaninchen zur Selbstversorgung. Auch die Pferdezucht ist weitverbreitet. Ein kleiner Stausee sorgt mit kapitalem Karpfen-Besatz für den fleischlosen Genuss der Bürger. Die Landschaft ist weit und in großen Teilen so gut wie menschenleer. Man jagt dort Wildschweine und Rotwild in den Wäldern. Das Wild dient als Grundlage für den berühmten Pörkölt (eine Gulasch-Art) oder die Kolbasz (Salami). Die meisten Menschen haben zwei oder mehrere Jobs, da ein Verdienst meistens nicht zum Leben reicht. Der Tourismus befindet sich noch im Aufbau, obwohl Bükkösd mit einem großen Wildpark mit diversen Freizeiteinrichtungen hat.

Bei den Sportlern in Hähnlein ist nun wieder der Alltag eingekehrt und man freut sich bereits auf den Gegenbesuch im nächsten Jahr in Ungarn. Und auch auf anregende politische Diskussionen!