Videospiel steuern – mit Brötchen und Gabel
Stadtbibliothek Bensheim baut digitale Reihe aus
BENSHEIM, März 2022 (tt), Ein Brötchen hat keinen USB-Anschluss. Das verwundert jetzt nicht allzu sehr. Doch man kann den fehlenden Teig-Input durchaus überlisten: dafür braucht man eine kleine Platine und leitfähige Objekte, die man mit wenig Aufwand in Computer-Controller verwandeln kann. In Bensheim haben sich jetzt einige junge Elektronik-Cracks an diesem Experiment beteiligt.
„BibCube“ heißt eine Veranstaltungsreihe rund um Gaming, digitale Technik und MINT-Disziplinen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik), mit der die Stadtbibliothek Bensheim junge Menschen spielerisch mit Zukunftstechnologien vertraut machen will. Nach der Winterpause war „BibCube“ Mitte Februar ins neue Jahr gestartet. Technikbegeisterte Jungen und Mädchen im Alter von sieben bis zwölf Jahren kamen nach Voranmeldung pärchenweise in die Räumlichkeiten in der Bensheimer Innenstadt, um unter strengen Corona-Regeln Super Mario mit einer minimalistischen Frühstücksausstattung zu spielen: Messer, Löffel, Gabel und besagter Wasserweck. Und ein Gläschen Wasser gab es noch dazu. Rund 20 Minuten hatte man Zeit, um sich in die seltsame Instrumentierung einzufinden. Auch Solisten waren willkommen.
Bald war klar: Selbst für versierte Gamer war das eine komplett neue Herausforderung. Projektleiter Alexander Weiß zeigte den Gästen, wie es funktioniert: Wasser und Brot werden mit Hilfe einer bestimmten Platine an den Computer angeschlossen. Sobald ein Stromkreislauf gebildet ist, simuliert dies einen Tastendruck an den PC: Das Brötchen ersetzt dann die Leertaste, die im Videospiel zum Springen verwendet wird. Mit dem Wasser – der Finger wird hinein gestippt – läuft der Spieler nach vorne, mit dem Messer zurück.
Die Basisausstattung war ein MaKey-MaKey-Board: ein Leiterplatinen-Bausatz, mit dem sich kreative, auf Berührungen reagierende Installationen herstellen lassen. Unter anderem auch Musikinstrumente, Computerspiele und vieles mehr. Die dazugehörigen Klammern am USB-Kabel bilden die Kontakte zu den leitfähigen Objekten. Und natürlich muss die Platine auch mit dem eigenen Körper verbunden werden, damit der Strom geerdet ist. Das ist Physik mit Spaß und hohem Lerneffekt, ist sich Alexander Weiß sicher, der seit letztem Jahr in der Stadtbibliothek für diesen Spezialbereich zuständig ist. In den nächsten Monaten wird es weitere Veranstaltungen unter dem Dach von „BibCube“ geben.
Die Kinder waren jedenfalls ziemlich begeistert von diesem außergewöhnlichen Spieleerlebnis, das nicht nur Naturwissenschaften leicht verdaulich macht, sondern auch einen ökologischen Mehrwert aufweist: wenn man keine Lust mehr hat, kann man das Equipment genüsslich verputzen. Das ist Recycling vom Allerfeinsten! Game Over! Spieler satt.