Zwingenberg und Rodau

Auf leere Ränge blickt Leo Ohrem, Vorsitzender des Vereins „Theater Mobile Bergstraße e.V.“ in Zwingenberg in seinem Theater. Foto: soe
31. Mai 2020 

Vorhang geschlossen – dafür „Mobile On-Air“ im Live-Stream

Das Theater Mobile in Corona-Zeiten | Interview mit Mobile-Chef Leo Ohrem

ZWINGENBERG, Mai 2020 (erh), Die Kulturszene leidet unter der Corona-Krise, Kleinkunstbühnen wie das Theater Mobile sind seit Mitte März außer Betrieb.

Von der Politik wird den kleinen und großen Häusern in nächster Zeit allenfalls eine schrittweise Öffnung in Aussicht gestellt. Wir sprachen mit Leo Ohrem, dem 1. Vorsitzenden des Theater Mobile-Trägervereins, über die Lage der Kulturstätte in Zwingenberg.

Melibokus Rundblick: Herr Ohrem, wie könnte eine schrittweise Wiederaufnahme des Betriebs im Mobile funktionieren?

Leo Ohrem: Man könnte z.B. ein Maskengebot wie derzeit in den Geschäften vorschreiben. Distanzgebot ist weniger praktikabel, denn die Menschen müssen schon dicht aneinander vorbei gehen, um an ihre Plätze zu gelangen.

Melibokus Rundblick: Welche finanziellen Auswirkungen hat die Corona-Zwangspause für das Theater?

Leo Ohrem: Wir haben natürlich laufende Fixkosten, wie in jeder Sommerpause auch. Nur wird diese jetzt ohne Einnahmen sehr lang und damit schon eine Belastung. Auf der anderen Seite können und werden Sponsoren ihre Zahlungen einstellen oder reduzieren.

Melibokus Rundblick: Welche Regelungen haben Sie mit den Künstlern getroffen, deren Auftritte ausfallen mussten, und was passiert mit den Tickets?

Leo Ohrem: Verordnungen zum Verbot von Veranstaltungen werden uns ja immer erst recht kurzfristig bekannt gegeben. So müssen wir abschätzen, was nach diesem kurzen Horizont von zwei Wochen möglich sein wird und auf dieser Basis eine einvernehmliche Absage bzw. Verschiebung mit den Künstlern vereinbaren. Insbesondere bei Verschiebungen über die Sommerpause hinaus, werden wir Karten über den Copyshop zurückerstatten (wenn er wieder geöffnet sein wird). Denn ab der neuen Saison werden wir ein neues VVK-System etabliert haben.

Melibokus Rundblick: Viele Theater bieten inzwischen Online-Programme an, wie sieht das beim Mobile aus?

Leo Ohrem: Ja, auch wir können durch die tatkräftige Unterstützung unseres Vereinsmitglieds Peter Steitz und dessen Firma actionfun media GmbH beginnen, Live-Streams aus dem Theater anzubieten. Dabei treten Künstler aus der Umgebung live auf und werden über das Internet übertragen. „Eintritt“ wird hierbei nicht verlangt und so können auch keine Gagen versprochen werden. Aber es wird zu Spenden aufgerufen, welche an die Künstler weiter gegeben werden, denn unsere Arbeit ist ja ehrenamtlich. Der erste Termin wird am Donnerstag, den 7. Mai sein und dann alle zwei Wochen donnerstags. Die dann auftretenden Bands kann man schon auf unserer Website im Programm finden. Dort sind auch der Link für den Stream wie auch die Bankdaten für eine Spende zu finden.

Melibokus Rundblick: Können sich für den Kulturbetrieb durch die Krise dauerhaft neue Räume im digitalen Bereich eröffnen?

Leo Ohrem: Das kann man sich durchaus vorstellen. Wenn die Technik gut eingeübt ist, könnte man zusätzlich zu der Einladung in den Theaterkeller ein Angebot auch ins Netz geben. Dann müsste das jedoch mit einem verpflichtenden „Eintrittsgeld“ versehen werden, denn sonst kannibalisiert man sich ja die eigene Veranstaltung und der Künstler verliert seine Einnahmequelle. Dabei wird das übertragene Kulturgut aber nie das Liveerlebnis in unserem atmosphärischen Keller ersetzen können, wo man die Bässe im Bauch spürt und eine Beziehung zum Künstler auf der Bühne entsteht. Auch Proben für die Eigenproduktion können nicht wirklich online abgehalten werden.