13. Juni 2021 

Werbung für ausgezeichnete Baukultur

Kulturstiftung für die Bergstraße dokumentiert Metzendorf-Preisträger

BERGSTRASSE, Juni 2021 (pes), Bauen für den öffentlichen Raum: Ein Genre, dem die Kulturstiftung für die Bergstraße vor drei Jahren besondere Beachtung geschenkt hat. Bei der Vergabe des Heinrich-und-Georg-Metzendorf-Preises für Baukultur hatten die Ausrichter prominente Gebäude- und Verkehrsprojekte der Region im Fokus. Den ersten Preis erhielt damals das Besucher-Informationszentrum im Unesco-Welterbe Kloster Lorsch. Mit einer Anerkennung hat die fachkundige Jury auch die Umgestaltung des neuen Dorfplatzes im Zwingenberger Ortsteil Rodau gewürdigt.

Plastisch dokumentiert wurde der zweite Wettbewerb ebenso wie die Premiere im Jahr 2015 durch eine hochwertig gestaltete Broschüre, die sämtliche eingereichten Beiträge in Bild und Text zusammenfasst. Jurymitglied Jochen Rahe, der die Publikation redaktionell verantwortet, lobt die qualitativ niveauvolle Baukultur an der mittleren und nördlichen Bergstraße als immensen architektonischen Fundus. Es sei überaus erfreulich, dass die Region eine so hohe Dichte an preiswürdigen Objekten aufweise. Mit der Veröffentlichung sollen die öffentliche Wahrnehmung historisch bedeutsamer wie auch zeitgenössisch charismatischer Bauten geschärft und diese gleichermaßen als Vorbilder in die Breite kommuniziert werden, so der Vorsitzende der Werkbundakademie Darmstadt, der außerdem Mitglied im Stiftungskuratorium ist.

Der Kuratoriumsvorsitzende Joachim-Felix Leonhard, in Alsbach lebender Staatsekretär a.D. für Wissenschaft und Kunst, dankte Rahe für die inhaltliche Ausarbeitung der Broschüre. Er kündigt an, den intellektuellen Dialog über die Themen Städtebau, Raumplanung und Architektur auch während der Corona-Pandemie weiter führen zu wollen. Momentan arbeite man an der Umsetzung neuer Ideen und kultureller Projekte. Auch die nächste Wettbewerbsrunde werde noch im laufenden Jahr beginnen.
Der nach den beiden namhaften Bergsträßer Architekten benannte Preis, den die Kulturstiftung gemeinsam mit dem Bund Deutscher Architekten (BDA) Hessen, dem Deutschen Werkbund in Hessen und der Werkbundakademie Darmstadt alle drei Jahre auslobt, wurde unter anderem von der Joseph-Maria-Olbrich-Plakette (Darmstadt) inspiriert.

Sieger von 2015 war der Mainzer Architekt Marcus Hille für seine Planung eines Lernzentrums an der Liebfrauenschule in Bensheim. Das Projekt wurde von der Jury für seine städtebaulich gelungene Integration in ein historisches Umfeld gelobt. Darüber hinaus wurden zwei Anerkennungspreise vergeben. 2018 folgte die zweite Runde. Das Lorscher Infozentrum, das von den Berliner Architekten Hans-Günter Merz geplant und 2014 fertig gestellt wurde, hat als architektonisch prägnantes Eingangstor zur karolingischen Welterbestätte die Jury überzeugt. Es weise sowohl funktionale wie auch ästhetische Qualitäten auf. Das Gremium hatte den Beitrag unter sechs eingereichten Beiträgen als Sieger ausgewählt. Durch seine Transparenz erinnere die 76 Meter lange Stahl- und Glaskonstruktion an ein Gewächshaus und bewege sich somit im landwirtschaftlichen Kontext mit dem benachbarten Areal. Durch den Bau trete der Besucher in die frühmittelalterliche Geschichte des Ortes ein, heißt es in der Broschüre weiter. Das Gebäude befindet sich im städtischen Besitz, das Gelände gehört dem Land Hessen.

Lobend erwähnte die Jury auch die Sanierung des Alten Rathauses in Rodau und hier insbesondere die Umgestaltung der bestehenden Hofanlage aus dem 19. Jahrhundert. Die 2018 gestartete Maßnahme sei sehr sensibel unter Beachtung der traditionellen dörflichen Strukturen ausgeführt worden und ist von der sogenannten Dorflinde und einer Rundbank geprägt. Bauherr war die Stadt Zwingenberg. Planer war damals der Architekt Stefan Wolff aus Bickenbach. Die Kosten betrugen 360.000 Euro, gefördert von der Dorferneuerung des Landes Hessen. Laut Kulturstiftung sei hier mit einem relativ geringen finanziellen Aufwand ein maximaler Effekt erzielt worden.

Weitere Bewerbungen waren die begrünten Verkehrskreisel entlang des Berliner Rings in Bensheim und die Sanierung der Alten Bürgermeisterei in Hähnlein, die durch wenige Gestaltungsmaßnahmen erheblich aufgewertet worden war. Aber auch der Umbau der Sportanlagen im Zwingenberger Westen ist für Jochen Rahe beispielhaft dafür, wie eine intelligente und integrativ geplante Baumaßnahme die gesamte Umgebung massiv aufwerten kann. Nun hofft die Stiftung, dass auch die Würdigung des Lorscher Informationszentrums einen ähnlich positiven Effekt auf die allgemeine Wahrnehmung und Wertschätzung des Welterbe-Areals haben wird. Die Bronzeplakette der Zwingenberger Künstlerin Marlies Christ, die jeden preiswürdigen Bau ziert, soll demnächst dort angebracht werden.

Die Kulturstiftung selbst habe sich bislang erfreulich entwickelt, heißt es aus dem Kuratorium. Bürgermeister Holger Habich hofft, dass demnächst weitere Stifter hinzukommen. Der Blick richtet sich insbesondere auf Privatpersonen und Unternehmen. Aber auch mit weiteren Kommunen sei man nach wie vor im Gespräch, so der Kuratoriums-Geschäftsführer.
Neben Zwingenberg und Bensheim gehören derzeit auch Lorsch und Alsbach-Hähnlein zur Stiftungsfamilie. Zu den Gründungsmitgliedern gehören die Brain AG, Sur Tec Deutschland, die GGEW AG, die Sparkasse Bensheim und die Stadt Zwingenberg, wo die Stiftung 2008 gegründet wurde.

Ende des vergangenen Jahres wurde GGEW-Vorstand Carsten Hoffmann neuer Vorsitzender der Stifterversammlung. Als zusätzliches Gremium hat sich ein Stiftungsvorstand formiert, dem Holger Habich vorsteht. Zu weiteren Vorstandsmitgliedern wurden Birgit Kissel (Sparkasse Bensheim) und der Einhäuser Bürgermeister Helmut Glanzner gewählt. Aktuell verfügt die Kulturstiftung über ein Kapital von 140.000 Euro, aus dessen Erträgen und projektbezogenen Spenden alle Aktivitäten finanziert werden.