Allgemein, Darmstadt, Garten-Natur-Tiere

Falkner Walter Reinhart führt den Zuschauern, darunter zahlreichen Kindern, die Schleiereule vor. Foto: S. Oelsner
06. Januar 2014 

Zartfedrige Beuteschläger

In einer Eulen-Schau auf Jagdschloss Kranichstein machte Falkner Walter Reinhart mit den heimischen Waldbewohnern vertraut

DARMSTADT, Januar 2014 (pem), Weisheitssymbol, Zauberbotschaftsträger, Glücksbringer: Schickalszeichen jeglicher Art bringt man mit der Eule in Verbindung. Ihre Nachtaktivität hat sie dem Menschen stets zum geheimnisvollen, rätselhaften Wesen gemacht und den Aberglauben beflügelt.

Nüchterner betrachten Ornithologen den „Avis Strigiformis“, sind aber angetan von den Reizen der Naturschönheit. Deshalb widerfährt einem auch kein spröder Biologie-Nachhilfeunterricht bei Walter Reinhart. Der Falkner von der Ronneburg bot mit seiner Eulenschau im Marstall des Jagdschloss Kranichstein ein unterhaltsames Naturerlebnis für die ganze Familie.

Obwohl innerhalb dieser Vogelgattung bereits einige Arten als ausgestorben zu beklagen sind, ist noch ein vielfältiger Bestand verblieben.

Mit einigen Prachtexemplaren wurden die Besucher vertraut gemacht. Freiflugvorführungen wären nur in Gelände möglich, dass den Tieren absolut vertraut ist. Im Geschüh, den Fußriemen, die mit dem gepolsterten Falknerhandschuh verbunden sind, präsentierte deshalb Reinharts Assistentin die imposanten Tiere. Auf ihrem Weg durch die Publikumsreihen bereitete es sichtlich den Kindern Herzklopfmomente sich auf Nasenlänge Auge in Auge zu befinden mit dem ungewöhnlichen Federgesicht der Vögel. Fachkundig lenkte Walter Reinhart unterdessen die Aufmerksamkeit auf die jeweiligen typischen Merkmale, berichtete über Ernährungsvorlieben und Jagdverhalten. Die 10-jährige Uhu-Dame Nelly machte den Anfang. Im geschützten Umfeld der Haltung außerhalb der Wildbahn sind ihr durchaus noch weitere 20 Lebensjahre vergönnt.

Verkehrsunfälle wie auch mangelhafte Versorgungslage beenden das freie Leben gewöhnlich nach 10 Jahren. Mit der Flügelspannweite von 1,70 m beeindruckte sie sehr, Männchen erreichen stets nur eine geringere Größe. Die extrem zarten, wellenrandigen Federn der Eulen verleihen ihnen die Fähigkeit des lautlosen Flugs. Deshalb setzen sie bei der Jagd nicht auf Schnelligkeit, sondern den Überraschungseffekt bei dem mit den tödlich spitzen Krallen ausgeführten Beuteschlag. Kleintiere wie Mäuse und Bilche trifft es bevorzugt.

Sie werden im Ganzen ver-schlungen, da alle Teile des Körpers wertvolle Nährstoffe enthalten. Überschüssiges, wie Haare und Knochen, würgt die Eule am folgenden Tag im Gewölle einfach wieder heraus. Im Gestaltschema der Vögel spielt Rundung eine Rolle: das kreisförmige Augenpaar fixiert mit strengem, starren Blick, das Feder umkränzte Gesicht dient als gesamte Wahrnehmungsfläche, der Kopf selber kann bis zu 270 Grad gedreht werden. Die charakteristischen Ohrenpinsel leiten nicht nur akustische Signale, sie spiegeln den Gemütszustand. Angelegt vermitteln sie die Botschaft: „Achtung Mensch, lass mich in Ruhe!“

Der zweitkleinste Eulenvogel ist der Steinkauz. Sein Ruf, in dem man den Klang der Worte „Komm mit“ vernehmen kann, hat ihn zum Todesverkünder stilisiert. Käfer und Heuschrecken zählen zu seiner Lieblingsnahrung. Um den Bestand in heimischen Wäldern zu sichern, führt man Aufzucht- und Auswilderungsprojekte durch.

Der südamerikanische Waldkauz unterscheidet sich von den übrigen durch seine schnellen Jagdflüge bei Tag. Die weitverbreitete Schleiereule bevorzugt die Nacht. Sie sucht die Nähe des Menschen bzw. seiner Gebäude als Unterschlupf. Ihr helles Federkleid und die unglaubliche Zartheit der Schwingen geben ihrem Schweben die Leichtigkeit eines Wattebauschs.

So wuchs mit den Kenntnissen über die Vögel den meisten Besuchern und auch den Kindern das zuvor fremde und eher geschmähte Nachtwesen richtig ans Herz.