Zwingenberg und Rodau

Aus Anlass des Jubiläums „750 Jahre Stadtrechte“ hat die Zwingenberger Künstlerin Ulrike Fried-Heufel eine Briefmarke gestaltet. Foto: meli
31. März 2024 

Zwingenberg zum Verschicken

Künstlerin Ulrike Fried-Heufel gestaltet Jubiläumsbriefmarke

ZWINGENBERG, März 2024 (tt), Aus Anlass des Jubiläums „750 Jahre Stadtrechte“ hat die Zwingenberger Künstlerin Ulrike Fried-Heufel eine Briefmarke gestaltet. Die Vorsitzende des Förderkreises Kunst und Kultur Zwingenberg e.V. hat ein Motiv gewählt, das die Zwingenberger Bergkirche von Westen her zeigt. Die wohl bekannteste Ansicht des markanten Gebäudes oberhalb des historischen Marktplatzes.

Allerdings wird die Front perspektivisch vielgestaltig dargestellt und abstrahiert, was einen kubistischen Effekt erzeugt. Die Künstlerin verfremdet die Kirchenfassade und reduziert sie in geometrische Formen und Farbflächen. Dazwischen sind umrisshaft menschliche Silhouetten eingefügt – eines der typischen Stilmerkmale Fried-Heufels, die für das Briefmarken-Motiv einen Ausschnitt des Originalbilds aus dem Jahr 2014 (Acryl auf Leinwand) genutzt hat. Kombiniert wird das Postwertzeichen mit dem offiziellen Jubiläumslogo der in Zwingenberg lebenden Grafikerin Christine Bruegel.

Schriftliche Hinweise, wie die Urkunde von 1258 mit der Genehmigung des Baus einer Kirche durch den Grafen Diether von Katzen-elnbogen, sind in der Arbeit nicht berücksichtigt. Da die Bergkirche ein Wahrzeichen des Ortes ist und die Siedlung bereits 1258 als „oppidum“, also als Stadt bezeichnet wurde, hat die Künstlerin zugunsten der Bildaussage auf solche Details verzichtet. Durch die motivische Wiederholung der Silhouetten von Mensch und Architektur soll der Betrachter ein intensiveres Gefühl von Zeitenwandel erfahren, so die Künstlerin. Die Kirche wird als Sinnbild und nicht als realistisches Abbild gezeigt. Es gehe darum, die Biografie von Kirche und Mensch im Laufe der Jahrhunderte in einem Bild zu transportieren.

Die Farbskala von Blau, Grün, Rot-Violett und Gelb soll beim Betrachter ein positives Empfinden auslösen. Die Komposition ist harmonisch und folgt einer ästhetischen Idee. Der Stil offenbart Assoziationen zur Bauhaus-Kunst, die ebenfalls von geometrischen Formen und Flächen geprägt ist.

Ulrike Fried-Heufel verweist auf den Bezug Zwingenbergs zum Bauhausstil hin: In dem denkmalgeschützten Industriebau des Biotech-Unternehmens Brain ist die klare Formensprache erkennbar. Der Komplex wurde ab 1934 nach einem Entwurf des Architekten Georg Fehleisen gebaut.
“Die sichtbare Welt ist für mich der objektive Ausgangspunkt. Meine Wahrnehmung gleicht einem Filter, der Wissen und Gesehenes in eine Bildsprache bringt. Diese kann sowohl gegenständlich, realistisch, als auch abstrahierend sein“, kommentiert die Künstlerin, die bereits 2012 anlässlich des Jubiläums „1000 Jahre Getwinc” eine Jubiläumsbriefmarke gestaltet hatte. Damals mit Bezug zum Codex Lorsch. Die Melange aus Kunst und Geschichte war bereits damals ihre Inspiration.