Bauen und Wohnen, Zwingenberg und Rodau

Ende Juli stellten die vier Studierenden der TU Kaiserslautern ihre Ergebnisse der Arbeit am denkmalgeschützten Güterschuppen am Bahnhof der Öffentlichkeit vor. Foto: meli
15. September 2022 

Zwingenberger Jugend denkt Stadtplanung

Projekt mit der TU Kaiserslautern abgeschlossen | Skateranlage kommt zurück

ZWINGENBERG, September 2022 (erh), Die Skateranlage abgebaut und teilweise eingelagert, das Jugendzentrum abgerissen zugunsten einer benötigten Kindertagesstätte – das Angebot für Zwingenberger Jugendliche zur Freizeitgestaltung hat sich im Rahmen der jüngsten Schritte in der Stadtentwicklung reduziert. Im Zuge des hessischen Landesförderprogramms „Großer Frankfurter Bogen“ hat die Kommune in Kooperation mit der TU Kaiserslautern unter der Überschrift „Jugend denkt Zukunft“ ein Beteiligungsprojekt aufgelegt, mit dem die Einbeziehung Jugendlicher in die Stadtentwicklung erprobt wurde.

Vier Master-Studierende im Fach Stadt- und Regionalentwicklung der TU Kaiserslautern – Selma Mahmutovic, Sofia Salta, Tim Wilmes, Moritz Wetzel – hatten in mehreren Abschnitten den Partizipationsprozess für Zwingenberg vorbereitet und durchgeführt. Wissenschaftlich begleitet wurde „Jugend denkt Zukunft“ von der Doktorandin Ragna Körby und Professor Holger Schmidt von der TU Kaiserslautern. Ende Juli stellten die vier Studierenden die Ergebnisse der Arbeit bei einer Veranstaltung am denkmalgeschützten Güterschuppen am Bahnhof der Öffentlichkeit vor.

Bevor sich das Quartett mit Jugendlichen zu Stadtrundgang, Ideenlabor und Workshop traf, hatten sie sich bei einem mehrtägigen Aufenthalt in der Stadt über die allgemeine Situation informiert, bei verschiedenen Gesprächen mit Experten und der Bevölkerung die Zwingenberger Lebenswelten erkundet. Auf Basis der gesamtstädtischen Einordnung Zwingenbergs als Wohnstadt mit kurzen Wegen, zentral gelegenem Bahnhof, guten Rad- und Fußwegverbindungen sowie guter Anbindung an Mittel- und Großzentren wurden die Bedarfe der Jugendlichen vor Ort erfragt. Von den 700 Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Zwingenberg und Rodau im Alter zwischen 14 und 25 Jahren nahmen 14 Personen an dem Projekt teil. Zentrale Punkte für die Altersgruppe sind beim Thema Stadtplanung der Öffentliche Personennahverkehr, Freizeitmöglichkeiten und Umwelt, wie das Brainstorming ergab. In Sachen Freizeitmöglichkeiten hatten die Jugendlichen und jungen Erwachsenen verschiedene Flächen im öffentlichen Raum wie den Stadtpark oder das Areal an den Gleisen zwischen Scheuergasse und Bahnhofstraße im Blick. Die seit geraumer Zeit leerstehende Jugendherberge wurde als multifunktionales Freizeit-Gebäude mit Club und Escape-Room ins Spiel gebracht. Deutlich wurde bei den Gesprächen, dass für die Jugendlichen bei der Organisation und der Gestaltung ihrer Freizeit Selbstverwaltung und Freiräume wichtig sind.

Konkrete Vorstellungen formulierten die jungen „Stadtplaner“ für das alte Güterbahnhofgelände. Hier wünschen sich die Jugendlichen einen Jugendtreff und eine Skateranlage. Ein Wunsch, der bei den Zuhörern und Zuhörerinnen der Präsentation nicht auf ungeteilte Zustimmung stieß – sich aber wohl alsbald erfüllen könnte. Zwingenberg erhält aus dem Städtebauprogramm „Zukunft Innenstadt“ des Hessischen Wirtschaftsministeriums projektbezogene Fördergelder in Höhe von 300.000 Euro. Gefördert werden damit die eingereichten Projekte „Jugend ins Zentrum“ (100.000 Euro) und „Reaktivierung Güterschuppen“ (200.000 Euro).

Der Magistrat hatte unabhängig vom „Jugend denk Zukunft“-Prozess im April das „Jugend ins Zentrum“-Konzept beim Ministerium eingereicht. Laut Projektbeschreibung ist bei „Jugend ins Zentrum“ geplant, auf einem Teilbereich des ehemaligen Güterbahnhofs einen öffentlichen Raum für Jugendliche zu schaffen mit einem mobilen, gut ausgestatteten Bauwagen als Begegnungsstätte sowie eine Skateranlage in unmittelbarer Nachbarschaft. Die Jugendlichen sollen dabei in der Konzeptphase als „Macher“ mit eingebunden werden, heißt es dazu in einer Pressemitteilung aus dem Rathaus.

Für die vier Studierenden fasste Moritz Wetzel die Ergebnisse des Projektes „Jugend denkt Zukunft“ zusammen. Die fünfstufige Methodik – Bestandsaufnahme, Bestandsanalyse, Workshop, Auswertung, Konzeptansätze – sei ein Werkzeugkasten für nutzerorientierte Stadtplanungsprozesse mit dem wichtige Impulse für die lokale Entwicklung gegeben werden könnten. Aufgabe der Stadtplaner sei es, diese Impulse in planerische Handlungsempfehlungen für die städtischen Entscheidungsgremien umzusetzen.