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Sicherheitsexperte Bernd Timmermann. Foto: meli
31. März 2024 

Der Melibokus ist nicht Frankfurt! Oder doch?

Tipps von Sicherheitsexperte Bernd Timmermann für Senioren und deren Angehörige

Liebe lebensältere Leserinnen und Leser des Melibokus Rundblicks. In dieser Rubrik werden Sie von mir, vielleicht sogar künftig, zum Thema Betrugsmaschen am Telefon, im Internet oder an der Haustüre wertvolle Informationen und Tipps zur Prävention vor dieser Kriminalitätsform erhalten. Die Überschrift mag provokant gewählt sein, denn sie stellt die Sicherheit unserer beschaulichen Gegend in Frage. Doch die Frage, ob wir an der hessischen Bergstraße wirklich sicher leben, ist durchaus berechtigt.

Täglich lesen wir Überschriften wie „Vorsicht Betrüger unterwegs!“, „Aktuell erhöhtes Aufkommen betrügerischer Anrufe“, oder „Falscher Heizungsableser bestiehlt Seniorin“ in den polizeilichen Pressemeldungen. Und immer wieder fragt sich der/die Lesende, „Warum passiert sowas?“ Betrüger zielen oft auf lebensältere Menschen ab, die sie am Telefon als Verwandte, Behördenmitarbeiter oder Gewinnspielveranstalter täuschen können. Die Täter nutzen dabei ganz gezielt die Gutgläubigkeit, Hilfsbereitschaft und in vielen Fällen auch die Angst ihrer Opfer aus, um an Geld oder persönliche Daten des Angerufenen zu gelangen. Oft spielen die Einsamkeit der Senioren oder ein Verlust der kognitiven Kontrolle diesen Kriminellen in die Hände.

Eine der häufigsten Betrugsmaschen ist der Enkeltrick. Dabei rufen die Täter bei älteren Menschen an und geben sich als Enkel, Nichte oder Neffe aus, die plötzlich und unerwartet in einer finanziellen Notlage (Hauskauf, Motorschaden, etc.) sind und dringend Geld brauchen. Die Täter versuchen, ihre Opfer dann so unter Druck zu setzen, ihnen das Geld zu überweisen oder es einem angeblichen Freund oder Boten zu übergeben. Wenn Sie, liebe Leserinnen und liebe Leser, einen solchen Anruf erhalten, seien Sie immer misstrauisch und fragen Sie nach Details, die nur Ihre echten Verwandten wissen können. Legen Sie auf, wenn Sie Zweifel haben, und rufen Sie Ihre Verwandten selbst an, um sich zu vergewissern. Geben Sie niemals Geld oder persönliche Daten an Fremde weiter.

Eine andere hinterhältige Masche ist der sogenannte Falsche Polizist. Dabei rufen die Täter bei ihren Opfern an und behaupten, sie seien von der Polizei und würden gegen eine kriminelle Bande ermitteln, die es auf das Vermögen der Opfer abgesehen habe. Die Täter fordern die Opfer dann auf, ihr Geld oder ihre Wertsachen in Sicherheit zu bringen, indem sie es an einen vermeintlichen Polizeibeamten (in Zivil) oder einen Kurier der jeweiligen Behörde übergeben. Diese Behördenmitarbeiter erscheinen in ein paar Minuten an der Haustüre und nehmen die Barschaft oder die Wertgegenstände entgegen. Wenn Sie einen solchen Anruf erhalten, seien Sie auch hier immer skeptisch und lassen Sie sich nicht einschüchtern. Fragen Sie nach dem Namen, der Dienststelle und der Telefonnummer des Anrufers und legen Sie auf. Wenden Sie sich zeitnah an die örtliche Polizei, und hinterfragen den Sachverhalt, oder wenn Sie einen Betrugsversuch vermuten. Übergeben Sie niemals Geld oder Wertsachen an Unbekannte.

Doch die perfideste Masche des Telefonbetruges ist der Schock-anruf. Hier rufen die Täter bei ihren Opfern an und geben sich zunächst als Angehörige aus, die laut schluchzend und weinerlich von einem schrecklichen Unglückfall berichten. Meistens wird die Variante „Ich habe eine Frau (oder ein Kind) totgefahren!“ als Gesprächseinstieg genutzt. Diese spezifische Variante wird oft verwendet, weil sie eine starke emotionale Reaktion hervorruft, die es den Tätern ermöglicht, ihre Opfer leichter zu manipulieren. Dieser Moment sorgt in vielen Fällen dann dazu, dass man die nicht erkennbare Stimme nicht hinterfragt, und sofort auf das Anliegen des vermeintlichen Angehörigen eingehen will. Doch „dieser Angehörige“ gibt den Hörer an einen weiteren Täter weiter, der sich dann als Staatsanwalt (auch Oberstaatsanwalt, seltener als Polizist) vorstellt und den Unglückfall nochmal in aller Schrecklichkeit schildert. Das wirklich perfide daran ist, dass mit der Schilderung beim Angerufenen so viel Druck aufgebaut wird, insbesondere dass der/die Angehörige jetzt schon ins Gefängnis geht, wenn nicht eine Kaution bezahlt wird. Auch wenn solche Schilderungen bei Ihnen als Angerufenen eine akute Stressreaktion hervorrufen, seien Sie auch hier misstrauisch und vor allen, lassen Sie sich – trotz schrecklichem Vorfall – nicht zu einer Handlung bedrängen.

Zum Schluss möchte ich noch hinzufügen, dass es wichtig ist, Ihre persönlichen Informationen zu schützen. Seien Sie vorsichtig, welche Informationen Sie online teilen, und stellen Sie sicher, dass Ihre Telefonnummer nicht öffentlich zugänglich ist. Denken Sie daran, dass Betrüger oft sehr überzeugend wirken können und sogar persönliche Informationen über ihre Opfer haben können, die sie aus dem Internet oder aus dem Telefonbuch erhalten haben.

Bleiben Sie wachsam, misstrauisch und schützen Sie sich!

Online geht dies auf der offiziellen polizeilichen Präventionsseite (polizei-beratung.de), den Opferschutzverbänden (z. Bsp. Weißer Ring) oder den Verbraucherzentralen (verbraucherzentrale.de, verbraucherzentrale-hessen.de). Innerhalb des Polizeipräsidium Südhessen gibt es die polizeilichen Ansprechpartner zur Prävention. Unterstützt werden diese durch die ehrenamtlichen Sicherheitsberaterinnen und -berater für Senior:innen in den jeweiligen Kommunen. Diese Ansprechpersonen und deren Erreichbarkeiten können über die Stadt-, die Gemeindeverwaltung oder über die örtlich zuständige Polizeidienststelle erfragt werden.