„Dornröschen reloaded“
Chor und Theater AG der Alsbacher Melibokusschule thematisierten in einem Märchenmusical die Problematik von Fake News in den Sozialen Medien
ALSBACH-HÄHNLEIN, September 2024 (mig), „Theaterspielen sollte ein reguläres Fach an Schulen sein“, sagt Johanna Barth, Lehrerin an der Alsbacher Melibokusschule und Leiterin der Theater AG. Seit 2014 bietet sie jedes Jahr eine Arbeitgemeinschaft zum Thema an. Angesprochen sind Schülerinnen und Schüler zwischen 13 und 16 Jahren. „Zu schauen, was die jungen Menschen an Vorkenntnissen mitbringen, aber auch welche Themen und Geschichten sie im Gepäck haben, ist dabei jedes Mal auf‘s Neue spannend“, so Johanna Barth.
„Theater kann viel, was im normalen Klassenzimmer nicht möglich ist, zum Beispiel die Schüler indivuell fördern.“ Die AG startet immer zu Schuljahresbeginn nach den Sommerferien. Rund 15 Schülerinnen und Schüler können teilnehmen. Um die Gruppe „spielfähig“ zu machen, braucht man zunächst ein Grundlagentraining, was unter anderem aus Körperübungen besteht. „Das ist wichtig, um alle auf ein Level zu bringen.“ In dieser Anfangszeit schaut die Lehrerin genau hin: Wo liegen die Talente der Teilnehmer. „Um die Schüler an die Bühne zu gewöhnen, improvisieren wir am Anfang sehr viel, denn manche kostet es erstmal Überwindung aus sich herauszugehen.“
Die Improphase ist laut der AG-Leiterin meistens die Zeit, in der die Schüler auftauen und im Zuge dessen auch immer mehr Ideen haben und Themenvorschläge für das spätere Theaterstück machen. „Es ist wichtig, die Gruppe hier einzubinden, denn das ist es, was Schultheater vom klassischem Theater unterscheidet: dass Themen nicht einfach „drübergestülpt“ werden, sondern, dass die Schüler als Individuen betrachtet und deren Stärken herausgearbeitet werden.“
In diesem Jahr gab es ein Thema, das die Schülerinnen und Schüler besonders interessierte: Erwachsenwerden und selbstständig sein. „Also haben wir gemeinsam überlegt, was man aus daraus machen kann. Da es ohne Vorlage sehr aufwendig ist ein neues Stück zu kreieren und zu schreiben, haben wir über den Deutschen Theaterverlag recherchiert – dieser ist eine gute Quelle für Inspirationen“, so Johanna Barth.
Nachdem man einige Leseexemplare von passenden Stücken gemeinsam studiert hatte, entschied sich die Gruppe schließlich für die Adaption nach einer Vorlage der Autorin Gwendolyn Bürk: „Wie die böse Fee zum Friseur kam“. „Es ist ein modernes Märchen, sozusagen „Dornröschen reloaded“, ein Stück, in dem viel passiert, das unterhaltsam und temporeich ist und in dem moderne Popsongs gespielt werden.“ Nach der Improphase wurde zunächst geschaut, wer für welche Rolle geeignet ist. „Dafür gab es ein kleines Casting.“ Besetzt werden mussten unter anderem die Rolle von Dornröschen, der Reporterin Carla und deren gemeinen Chefs sowie die Rolle der bösen Fee, die am Ende aber merkt, dass sie sich selbst nur schadet. „Das Stück ist sehr humorvoll, aber auch pädagogisch wertvoll“, resümiert Barth. Aktuelle Themen, wie Medienüberflutung, Fake News und Cybermobbing, mit denen besonders Jugendliche in der Social Media-Welt konfrontiert werden, bilden das Kernthema. Es wichtig, Informationen zu selektieren und zu hinterfragen.
So passiert es auch im Theaterstück: Aurora, die schlafende Prinzessin, wird zunächst nicht von einem Prinzen, sondern von der Journalistin Karla und ihrem Azubi gefunden und geweckt. Dann kauft ein mächtiger Medienmogul das Schloss ihrer Eltern und die Familie wird in der Presse als verrückte Obdachlose diffamiert. Die Frage ist, wer hinter den Schlagzeilen steckt und dieser gehen die Protagonisten erfolgreich nach.
„Es wird vor allem der Bezug von Wahrheit und verzerrter Darstellung in den Medien gezeigt. Zentral dargestellt ist auch die Selbstbefreiung Auroras aus den sozialen Erwartungen und Zwängen ihrer Familie sowie die generelle Suche nach dem eigenen Weg in der Welt“, erklärt Barth.
Das Thema Fake News wird aktuell in zahlreichen Theaterstücken für Schüler aufgegriffen, es ist täglich präsent und die Jugendlichen werden so für den richtigen Umgang damit sensibilisiert.
In diesem Jahr arbeitete die Theater AG mit dem Unterstufenchor zusammen, so dass die Aufführung am Ende an ein Musical erinnerte. An zwei Tagen wurde das Stück abends vor Eltern und Geschwistern gespielt und an einem weiteren Tag vor anderen Klassen der Schule. „Die Resonanz war sehr positiv,“ freut sich Johanna Barth mit ihren jungen Schauspielerinnen und Schauspielern.
Die Theater AG gibt es an der Alsbacher Melibokusschule schon lange. Johanna Barth leitet sie seit zehn Jahren. Sie ist auch privat theater- und schauspielbegeistert und hat für ihre Arbeit an der Schule extra eine Weiterbildung im Bereich „Darstellendes Spiel“ absolviert. Sie weiß, wie wichtig die AG für die Jugendlichen ist. „Hier üben sie, sich zu präsentieren, sich dadurch selbst besser wahrzunehmen und selbstbewusster zu werden, das lernt man in keinem anderen Fach.“
Jetzt nach den Sommerferien startet die nächste Theatergruppe. Sofern die Schüler Lust haben, werden sie wie bereits in der Vergangenheit auch wieder bei den hessischen Schultheatertagen dabei sein.