Essen und Trinken, Zwingenberg und Rodau

Ein Stadtwein im Zeichen der Cittaslow-Schnecke. Foto: Thomas Tritsch
21. Juni 2023 

Rotwein im kreativen Künstler-Look

Dritter Stadtwein ist ein Regent vom Bio-Betrieb Feligreno

ZWINGENBERG, Juni 2023 (tt), Der neue Zwingenberger Stadtwein ist ein Rotwein: ein Regent aus der Lage Alte Burg vom lokalen Bio-Betrieb Feligreno aus dem Jahrgang 2022. Im April frisch abgefüllt. Die Flasche ziert ein Motiv der Zwingenberger Künstlerin Trude Schumacher-Jansen. Dabei handelt es sich um einen Ausschnitt ihrer Arbeit „Utopia“, das die für die Künstlerin typischen kinetischen Strukturen zeigt.

Wein und Werk harmonieren sehr gut miteinander, finden auch Bürgermeister Holger Habich und die Künstlerin Ulrike Fried-Heufel, die auch die Arbeitsgruppe Cittaslow leitet, in der die Idee des Stadtweins geboren wurde. Die Stadt ist Mitglied im internationalen Netzwerk der lebenswerten Städte im Zeichen der Weinbergschnecke, die ebenfalls über das Etikett kriecht. Der Stadtwein wird für repräsentative Zwecke genutzt, kann aber auch beim Zwingenberger Abendmarkt im Rathaushof verkostet werden, wie der Biowinzer Jannik Jährling mitteilt.
Im ältesten Bergstraßenstädtchen gibt es seit 2021 jedes Jahr einen Stadtwein. Immer von einem anderen lokalen Winzer mit einer besonderen kreativen Ausstattung.

Nach dem Riesling „Getwinc“ des Weinguts Jan Faber mit einem Motiv der Luciberghütte von Ulrike Fried-Heufel wurde ein Grauburgunder des Weinguts Simon-Bürkle für die zweite Auflage ausgewählt. Den Wein zierte ein Bild der Bergkirche des 2021 verstorbenen Malers Jan Sesták. Mit Trude Schumacher-Jansen ist eine Künstlerin vertreten, die seit vielen Jahren in Zwingenberg und darüber hinaus bekannt ist. Die in Unna in Nordrhein-Westfalen geborene Diplom-Bauingenieurin hat an der Folkwangschule Essen und an der Akademie der Bildenden Künste München studiert und ist seit den 80er Jahren regelmäßig in Zwingenberg mit Einzelausstellungen präsent. Von 1967 bis 1999 war sie Lehrerin am Alten Kurfürstlichen Gymnasium und an der Liebfrauenschule in Bensheim. Ihre Bilder und Objekte befinden sich in privaten und öffentlichen Sammlungen. 2015 stellte sie zuletzt in der Remise aus. Sie freue sich sehr darüber, dass eines ihrer Werke für die Weinflasche ausgewählt wurde. Ulrike Fried-Heufel, auch Vorsitzende des Förderkreises Kunst und Kultur Zwingenberg, bezeichnete die kreisförmigen, organischen Linien als kennzeichnend für das Werk ihrer Kollegin. Die Formen vermitteln den Eindruck dreidimensionaler Tiefe und Dynamik, sie weisen spiralförmige Strukturen und kalligraphisch anmutende Linienführungen auf.

Der motivische Ausschnitt, den Ulrike Fried-Heufel genau in dieser Fokussierung ausgewählt hatte, passt sehr gut zum dunklen Hintergrund des Flaschenglases. Türkis- und Grüntöne dominieren. Die Farbspiralen symbolisieren den Zyklus der Natur, den Kreislauf von Werden und Vergehen, so Ulrike Fried-Heufel bei der Präsentation des Weins.

Seit Anfang 2022 zieht Jannik Jährling die Fäden bei Feligreno mit Flächen in Seeheim, Zwingenberg und Auerbach. Auf mittlerweile über fünf Hektar baut er unter anderem Riesling, Sauvignon Blanc, Grauburgunder und Chardonnay an. Der Betrieb produziert die ersten vollständig zertifizierten Bio-Weine der Hessischen Bergstraße. Alles begann 2001 mit einem alten Riesling-Reben bestocktem Weinberg in Zwingenberg. Seither hat sich das Spektrum sukzessive erweitert, das Prinzip des nachhaltigen Anbaus blieb unverändert. Der Regent ist die erste neue pilzwiderstandsfähige Rotweinsorte (PIWI), die in Deutschland eine größere Verbreitung erlangt hat. Auch bei Feligreno fällt sie farbintensiv, körperreich und gerbstoffbetont mit kräftigem Beerenaroma aus. Ein tiefdunkler Genuss im plastisch-dynamischen Künstler-Look.