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Ihr Experiment zur Eisennachweisreaktion, mit dem sie am Wettbewerb „Jugend forscht“ teilnehmen, präsentierten und erklärten Arne Buhmann und Thanos Drossos den Besuchern. Foto: soe
16. April 2016 

Schulvielfalt als „Lebensort“

Anlässlich des „Tages der offenen Tür“ erläuterte die neue Schulleiterin Christina Martini-Appel die Philosophie des Schuldorfs Bergstraße und die für sie damit verbundenen Aufgaben

SEEHEIM-JUGENHEIM, März 2016 (pem), Eine symbolische Geste für Wesen und Geist der Schule: Die neue Frau an der Spitze des Schuldorf Bergstraße begrüßte zum Tag der offenen Tür und überreichte jedem Zweigleiter eine Tulpe in einer anderen Farbe. So wie erst alle Blumen gemeinsam einen bunten Strauß ergeben, ist die Einheit in Vielfalt das Prinzip, das die Schule durchdringt und belebt. Nur in Schlaglichtern vermag die Institution dem Besucher die Fülle der Unterrichtsschwerpunkte zu vermitteln.

Von der Profilierung als Umweltschule bekamen Besucher einen Eindruck beim Rundgang durch die bestens eingerichteten Fachunterrichtsräume der Naturwissenschaften. Experimente, Dokumentationen und Präsentationen erhellten die Auseinandersetzung mit aktuellen Themen der Nachhaltigkeit und des Naturschutzes. Astronomie bleibt ein starker Akzent, wie durch die „Weltraumtage“ der Öffentlichkeit bekannt.

Eine tragende Säule für die Etablierung als Europaschule bilden die Fremdsprachen. Als Drittsprache ist neben Spanisch nun auch Italienisch wählbar. Der bilinguale Unterricht in Fächern wie Biologie, Geschichte, Wirtschaft und Politik stellt eine Besonderheit dar, die die Ausdrucksfähigkeit in Englisch enorm fördert. Die Lebendigkeit des Sprachunterrichts unterstrich eine kleine Theater-Vorführung.

Die Angliederung der International School verleiht dem Schuldorf einen herausragenden Stand unter den Gesamtschulen. Ander-erseits sind die übrigen Zweige durch Intensivklassen bestens auf sprachliche Integration Kinder unterschiedlichen Alters, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, vorbereitet.

Hoch im Kurs steht ebenfalls die musische Orientierung des SBS. Seit ihrer Einrichtung erfreuen sich die Instrumenten- wie die Chorklasse größter Beliebtheit. In einer Probestunde der Bläser erfuhren Besucher, wie zugleich Spieltechnik, Interpretation und Musiktheorie gelernt werden kann. Nach ähnlichem Muster sind die Sportklassen aufgebaut.

Seine dynamische Seite betont das Schuldorf schon im Kleinen durch die dank Förderverein bestens ausgerüsteten Schulhöfe, die zur bewegten Pause einladen. In der neuen Halle an der Düne setzten verschiedene Altersstufen mit Einblicken in Akrobatik, Tanz, Stepp und Ropeskipping die Zuschauer in Erstaunen. Bei dem ungeheuren Umfang an Lernangebot, Lehr- und Betreuungstätigkeit drängt sich die Frage auf, wie es gelingt über diese faszinierende Vielfalt den Überblick zu behalten, um tatsächlich die nötige Einheit zu wahren. „Man schafft es eigentlich nicht, es bleibt ein Prozess und ein tägliches Bemühen. Das erhält die Dynamik, die Lebendigkeit und Offenheit, die mir so wichtig sind“, antwortet Christina Martini-Appel. „Ich sehe mich dabei als Managerin, mit Aufgaben auf strategischer Ebene. Dabei verlasse ich mich darauf, von allen anderen an leitenden Stellen informiert und unterstützt zu werden. Das Vertrauen darauf wird vollends gerechtfertigt, weil hier jeder an seinem Platz Verantwortung übernimmt für sein Handeln.“

Die Schule empfindet sie als Gemeinwesen, als Abbild gesellschaftlicher Strukturen. Eine Pyramide dient als Modell: „Überall an der breitesten Basis sind Menschen mit Kompetenzen in ihrem Bereich, die dazu Ideen entwickeln. Der zahlenmäßig geringer besetzten Spitze obliegt es, Prioritäten zu setzen. Wir streiten nicht um Entscheidungen. Mit Debattierkultur werden Vor- und Nachteile einer Angelegenheit abgewogen. Wichtige Gremien sind meist mit einbezogen, wie Schüler- und Elternvertretungen. Die Kooperation mit der Elternschaft klappt fantastisch, das Catering bei der heutigen Veranstaltung ist nur ein Beispiel für das Engagement.“ Die Schule ist ein „Lebensort“. Vor diesem Hintergrund relativiert sich auch der vielgeschmähte Schulstress: Wohl habe sich der Charakter der Belastungen, nicht aber das Ausmaß geändert.

Das pädagogische Bemühen Über- und Unterforderung zu vermeiden heißt „Jedes Kind so nehmen, wie es ist!“ Das Lebenselixier der Schule ist ihre Toleranz und Offenheit.

Um ständig am Puls der Zeit, gesellschaftlicher Entwicklungen und pädagogischer Erkenntnis zu bleiben, ist „Vernetzung“ ein weiteres Stichwort auf Christina Martini-Appels Agenda. „Kontakte ausbauen und intensivieren, zu Firmen zwecks Berufsvorbereitungsmöglichkeiten, zur Gemeinde und lokalen Vereinen und die Erweiterung des regen internationalen Austauschs. „Lebensort“ bedeutet auch dass jeder – nicht nur die Schülerschaft – sich die Fähigkeit erhält neue Perspektiven und Ideen anzunehmen.“ Das Ziel ihres Strebens und Wirkens darin formuliert die „Managerin“: „den Platz zu schaffen, an dem alle Menschen gerne lernen.“