Alsbach-Hähnlein, Schul-News

Das halbkugelförmige dunkle Zelt bot den Kindern ungeahnte Eindrücke. Heiko Kircheis demonstriet hier beispielweise anschaulich, warum es immer wieder Tag und Nacht wird, wie der Mondschatten entsteht und warum es Jahreszeiten gibt. Foto: meli
02. August 2024 

Völlig losgelöst: Hähnleiner Schulkinder auf kosmischer Mission

ALSBACH-HÄHNLEIN, August 2024 (tt), „Vöööllig losgelöst, von der Eeerde“: „Major Tom“ von Peter Schilling ist zwar schon 40 Jahre alt, aber bei der Fußball-Europameisterschaft war es der Soundtrack für den Aufschwung der deutschen Nationalmannschaft. In galaktischen Dimensionen sind vier Jahrzehnte aber weniger als ein Wimpernschlag. Allein der Durchmesser unserer eigenen, bescheidenen Galaxis, der Milchstraße, beträgt etwa 100.000 Lichtjahre. Die Entfernung zwischen Erde und Sonne beträgt rund 150 Millionen Kilometer. Würde die Sonne also plötzlich verschwinden, ginge auf der Erde erst 8 Minuten und 19 Sekunden später das Licht aus. Wo die Grenzen der menschlichen Vorstellungskraft beginnen, fangen die Kinder der Hähnleiner Grundschule gerade erst an. Zumindest im Lernarium. Dort sind die Sterne zum Greifen nah.

Das mobile Planetarium war Mitte Juni an zwei Tagen zu Gast an der Grundschule, um jungen Menschen neue Perspektiven auf das Universum und seine Protagonisten zu eröffnen. Alle Klassenstufen erlebten einen auf die jeweilige Altersklasse zugeschnittenen Trip in unendliche Weiten, fachkundig angeleitet von einem Commander, der die Crew einfühlsam und geduldig durch die Milchstraße und darüber hinaus begleitet hat. „Das klappt sehr gut“, so Heiko Kircheis vor der aufblasbaren Kuppel, die aus Griesheim angeliefert wurde und in der Sporthalle der Schule aufgebaut war. Die Kinder konnten es kaum erwarten, in das Lernarium mit der 360-Grad-Projektionstechnik einzutreten und ihren Ausflug ins Weltall zu beginnen. Andere hatten noch Respekt davor, in die unbekannte dunkle Welt einzutauchen.

Durch einen engen Schlitz ging es – auf Socken – ins Innere des Gewölbes. Gemeinsam mit ihren Lehrern schlüpften sie schnell durch die Tür, um nicht zu viel Luft entweichen zu lassen. Das halbkugelförmige Zelt bot den Kindern ungeahnte Eindrücke. Sie erlebten beispielsweise, warum es immer wieder Tag und Nacht wird, wie der Mondschatten entsteht und warum es Jahreszeiten gibt. Lehrfilme nahmen die Gäste mit auf eine Reise in die schwarze Tiefe des Universums. Faszinierende Bilder vermittelten einen plastischen Eindruck von den verschiedenen Planeten unseres Sonnensystems und deren Oberflächenbeschaffenheit. Sie erfuhren außerdem viel über die verschiedenen Sternbilder und lernten, wie man den Polarstern findet und sich dadurch am Nachthimmel gut orientieren kann.

Doch was passiert, wenn man junge Menschen mit Informationen und Fakten füttert: sie fragen. Das ist nicht nur die ideale Reaktion eines wachen Geistes auf intellektuelles Futter, sondern auch eine echte Herausforderung für den Erwachsenen, der diese Fragen beantworten muss. Wird die Erde von einem schwarzen Loch gefressen? Wie lange existiert unser blauer Planet überhaupt noch? Und gibt es Leben da draußen? Nicht alles konnte Heiko Kircheis auflösen, denn dann wäre er kein guter souveräner Raketenkapitän für virtuelle Raumreisen, sondern ein weltberühmter Wissenschaftler. Doch das Ablaufdatum der Erde wusste er: in rund 1,75 bis 3,2 Milliarden Jahren steht uns ein eher unschönes Ende ins Haus. Dann wird die Sonne sich so weit zu einem roten Riesen aufgebläht haben, dass die Hitze sämtliches Wasser auf der Erdoberfläche verdampft. Es wird also warm, aber es ist ja noch Zeit. Dass der Planet schon 70 Prozent seiner Lebensspanne hinter sich hat, klingt ebenfalls unangenehm.

Doch angesichts der monumentalen Dimensionen ist auch das für den gemeinen Erdling, der vielleicht seine hundert Jahre schafft, keine wirkliche Bedrohung. Zwischen Großem Bär und Kleinem Wagen: die Kinder genossen in diesem speziellen Sternen-Iglu, meistens auf dem Rücken liegend, den Blick in den Weltraum. Sie erlebten die Größenverhältnisse im Universum, beobachteten kosmische Explosionen und einen riesigen Feuerball mit über einer Million Grad Celsius – die Sonne, die Leben auf der Erde überhaupt erst möglich macht. So nah kann man dem glühenden Riesen sonst nicht auf die heiße Pelle rücken.

Die Präsentationen des Lernariums, basieren auf der neuesten Technik, fesseln die Schüler inhaltlich, ohne reines Entertainment zu sein. Die vermittelten Inhalte sind auf das hessische Kerncurriculum für den Sachunterricht abgestimmt und basieren auf den fächerübergreifenden Kompetenzbereichen Erkenntnisgewinn, Kommunikation und Bewertung, betonen die Anbieter der blauen Kuppel. Das Lernarium setzt auf spielerischen Erkenntnisgewinn und erklärt Sachverhalte, die unseren Alltag bestimmen auf eine nachvollziehbare und sehr eindrucksvolle Art. „So setzen sich die Kinder mit Gegebenheiten auseinander und entdecken Dinge neu, die sie als selbstverständlich wahrgenommen haben“, so Heiko Kircheis in Hähnlein, wo die Turnhalle zum Glück hoch genug für den Aufbau war.

Das ist nicht überall der Fall, berichtet der Reisende in Sachen Weltraum, bevor die nächste Gruppe auftaucht – und gleich wieder in dem mobilen Planetarium verschwindet.

Eine Reise zu den Sternen, bei der die Schwerkraft auf eine neue Art und Weise überwunden wurde. Völlig losgelöst. Zumindest vom alltäglichen Schulunterricht.