Alsbach-Hähnlein, Essen und Trinken

Auch Hildegard Götz aus der Sandwiese kocht heute noch gerne „Kadoffelbrie - Hejner Oart“ nach dem alten Rezept, das sie von ihrer Mutter Margarethe Schäfer überliefert bekam. Foto: ewi
13. Juni 2021 

Wie wurde früher bei „Muddern“ gekocht?

Alte Hähnleiner Kochrezepte für die Sommerküche: „Kadoffelbrie – Hejner Oart“ und Kartoffelgemüse

ALSBACH-HÄHNLEIN, Juni 2021 (raha), In Hähnlein war früher nicht nur die Ziegenzucht herausragend, auch die Kochkünste der örtlichen Hausfrauen konnten sich sehen lassen. Mit viel Erfindergeist wurde aus dem Wenigen was man hatte, die schmackhaftesten Gerichte zubereitet. Damit die „Herrschaft“, der „Anhang“ sowie die „restlich Bagaasch“ zufrieden und satt waren, kamen meistens Kartoffelgerichte auf den bäuerlichen Tisch. Auch in den Arbeiter-Häusern war die Kartoffel nicht wegzudenken. Fleisch wurde – selbst bei wohlhabenden Bauern – nur selten oder allerhöchstens sonntags und bei den ärmeren Arbeitern so gut wie garnicht serviert. Man denke da an die heutige Zeit!

Margarethe Schäfer, die Mutter von Hildegard Götz aus der Sandwiese und Tante von Rosi Stein hinterließ ihrer Tochter ein paar alte „Hejner“ Kartoffel-Rezepte, die sie uns dankenswerter Weise zur Verfügung stellte. Zum Nachkochen vorzüglich geeignet! Besonders die „Kadoffelbrie – Hejner Oart“ kocht Hildegard Götz heute noch gerne.

„Kadoffelbrie – Hejner Oart“
Man nehme für 4 Personen:
1,5 l Wasser
6 dicke Kartoffeln
3 Zwiebeln
3 Knoblauchzehen
1 Lorbeerblatt
Salz
Alles zusammen ungefähr eine Stunde langsam köcheln lassen und anschließend pürieren. Danach je nach Geschmack mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss abschmecken. Zum Schluss Schmand oder Sahne dazugeben und mit einer Zitrone nachwürzen.
Zur „Kadoffelbrie-Hejner Oart“ gab‘s meistens Kartoffelreibekuchen.
Ein weiteres beliebtes Gericht ist das Kartoffelgemüse.

Man nehme für 4 Personen:
1,5 kg Pellkartoffel am Tag vorher kochen und abkühlen lassen.
Die kalten Kartoffeln in Scheiben schneiden. Aus Butter und Mehl eine Mehlschwitze herstellen und mit Brühe auffüllen.
Die geschnittenen Kartoffeln in die Brühe geben, langsam erhitzen und mit Pfeffer, Salz und Muskat würzen. Nach Bedarf Creme Fraiche oder saure Sahne hinzufügen. Mit viel Petersilie abschmecken.
Zum Schluss eine ausgedrückte Zitrone dazugeben, fertig!
Aus dem „Praktischen Kochbuch“ von Henriette Davidis, erschienen Ende des 19. Jahrhunderts, ist uns die Kartoffelsuppe folgendermaßen überliefert worden. Zutaten: Knochen, Salz, Zwiebeln, Porree, Sellerie, Kartoffeln, Petersilie, Maggiwürze (!).

Es werden rein gehaltene Knochen vom frischen oder gebratenem Fleisch gewaschen, zeitig mit dem nötigen Salz aufs Feuer gesetzt, abgeschäumt, Zwiebeln, reichlich Porree und eine Sellerieknolle hinein gegeben und alles zugedeckt zwei Stunden stark gekocht. Dann gießt man die Brühe durch ein Sieb, und bringt sie wieder zum Kochen, legt die weich gewordene Sellerieknolle in die Terrine, lässt die Kartoffeln, welche vorher in einem anderen Topfe abgekocht worden sind, in der Brühe recht weich werden und rührt die Suppe durch ein Sieb.

Danach lässt man dieselbe aufkochen, würzt mit Maggiwürze und richtet sie mit fein gehackter Petersilie an. Jede Kartoffelsuppe gewinnt sehr an gutem Geschmack, wenn die Kartoffeln nach tüchtigem Waschen und Spülen erst abgekocht werden, selbstredend muss man sie dann sofort wieder ins kochende Wasser schütten.

Die Maggi- Würze wurde 1885 vom Schweizer Julius Maggi erfunden und galt zur Zeit der Jahrhundertwende als das Universalwürzmittel schlecht hin. In dem zitierten, alten Kochbuch wird sie öfters verwendet.
Sie, als Leser oder Leserin dürfen aber gerne auch mit den üblichen Gewürzen arbeiten, denn Maggiwürze ist out!

Lassen Sie es sich schmecken! Der Melibokus Rundblick wünscht guten Appetit!